Angewandte Linguistik für Sprachberufe
Die Bühne unserer Sprachberufe nutzen
Back Stage – Blick hinter die Kulissen
Aufgabe 1: Tarzan-Experiment [10'] Was wir in der Welt immer wieder wahrnehmen, speichern wir also als Konzept im Kopf. Umgekehrt können einmal gebildete Konzepte beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen. Dazu finden Sie hier das Tarzan-Experiment: https://www.youtube.com/watch?v=lgiaiEffdiU&t=346s Schauen Sie sich das Video an, das am Max-Planck-Institut in Nijmegen aufgezeichnet wurde. Es zeigt das Tarzan-Experiment. Fassen Sie in fünf bis zehn Sätzen zusammen, wie das Experiment abläuft und welche Vermutung es stützt. Danach werden die Versuchspersonen einzeln befragt, was sie gesehen haben. Während sie stehend und gestikulierend ihre Erinnerungen schildern, wird aufgezeichnet, was sie sagen und welche Gesten sie dabei benutzen. Aufgabe 2: Mehrdeutig [5'] Idealerweise hält eine Sprache für jedes Konzept einen eigenen Begriff bereit. Das ist aber nicht immer so. Dazu finden Sie hier die Übung Mehrdeutig. Aufgabe 3: Pies [10'] Innerhalb einer Sprachgemeinschaft nutzen alle Menschen, vereinfacht gesagt, die gleichen Wörter für die gleichen Dinge – sie bezeichnen also die gleichen Konzepte mit den gleichen Begriffen. Zur Sprachgemeinschaft gehört, wer diese Begriffe kennt und gleich oder ähnlich verwendet wie die anderen Mitglieder der Sprachgemeinschaft. Eine bestimmte Laut- oder Buchstabenfolge löst also im Kopf aller Mitglieder einer Sprachgemeinschaft eine ähnliche Vorstellung aus. Die gleiche Laut- oder Buchstabenfolge kann aber für Mitglieder einer anderen Sprachgemeinschaft etwas ganz anderes bedeuten. Dazu jetzt die Übung Pies. Aufgabe 4: Schlagwort [5'] Auch innerhalb einer Sprachgemeinschaft können Konzepte unterschiedlich eingefärbt werden je nach Perspektive der Menschen und Gruppen, die sie verwenden. Mit anderen Worten: Konzepte und Begriffe sind kulturabhängig. Dazu die Übung Schlagwort. Aufgabe 5: Ektisch [15'] Die Kurzgeschichte Ektisch von Franz Hohler erzählt von einer Kultur, die nur zwei Wörter kannte – was tragisch endete. Denn was wir nicht benennen können, können wir kaum denken. Wo der Begriff fehlt, fehlt oft auch das Konzept. http://mikiwiki.org/wiki/Text_%22Ektisch%22_(Franz_Hohler) Aufgabe 1: Abkürzung [5'] Weglassen, was sich die Adressaten und Adressantinnen selbst dazu denken können. So sparen wir Zeit und Wörter – und dies im Alltag wie im Beruf. Ein Beispiel aus der Berufswelt finden Sie in der Übung Abkürzung: „Du, ich hatte Dir doch diesen Text bis heute um 17 Uhr versprochen. Und ich hätte diese Frist locker geschafft, wäre nicht vor einer Stunde mein Rechner abgestürzt. Erst nach dem Absturz merkte ich, dass ich die Datei nie gesichert hatte. Jetzt ist alles weg, und ich muss wieder ganz von vorne anfangen mit Schreiben. Du kannst Dir vorstellen, wie mich das ärgert. Ich lege mich ins Zeug, um morgen fertig zu werden; wann genau, weiß ich noch nicht.“ Aufgabe 2: Fall Tanker [10'] Dass wir beim Verstehen sofort Kohärenz herstellen, fällt uns selber auch gar nicht auf. Dazu der Fall Tanker: Direkt neben China brennt ein riesengroßer Tanker im Meer. Es raucht gewaltig. Da ist also Feuer – und Gas! Der Tanker hat ganz viel Flüssiggas geladen, das bekanntlich hochexplosiv ist. Dieses Gas wird nun sicher Feuer fangen und der Tanker explodieren – und dies so nah an einem Atomkraftwerk. Zweifellos droht nun eine Havarie und damit eine atomare Katastrophe. Aufgabe 3: Eindeutig [10'] In der Kommunikation kommen Begriffe nie isoliert vor. Sie sind eingebettet in einen sprachlichen Rahmen und in eine Kommunikationssituation – also in einen Kotext und in einen Kontext. Diese Einbettung bewirkt, dass selbst mehrdeutige Begriffe in einem konkreten Verwendungszusammenhang oft eindeutig scheinen. Dazu die Übung Eindeutig: Aufgabe 4: Loftus-Experiment [15'] Erleben Sie im Loftus-Experiment, wie stark Framing das Verstehen und das Erinnern beeinflussen kann: Aufgabe 5: Fisch ist Fisch [10'] Wir bilden, wir konstruieren Kohärenz, indem wir die Lücken im Gelesenen oder Gehörten füllen mit Wissen aus dem eigenen Kopf. Deshalb bestimmt unsere Lebenserfahrung mit, wie wir ein Kommunikationsangebot verstehen. Dazu die Geschichte Fisch ist Fisch von Leo Leonni: Natürlich greift die Geschichte etwas kurz. Wie soll sich der Fisch Flügel vorstellen, wenn er noch nie welche gesehen hat? – Aber das merken die Kinder nicht, wenn sie gebannt der Geschichte lauschen. Und Hand aufs Herz oder sonstwo hin: Haben Sie’s gemerkt? Aufgabe 1: Sprechaktpaar [10'] Ein Gruß ist ein Sprechakt; ein Gegengruß auch. Man tut etwas, indem man Sprache nutzt: Man nimmt Kontakt auf zum Gegenüber. Gruß und Gegengruß bilden also ein Paar, sie kommen meist gemeinsam vor. Dieses paarweise Auftreten findet sich in unserer Kommunikation bei vielen Sprechakten. Dazu die Übung: Aufgabe 2: Am Anfang war das Wort [10'] Es gibt viele Möglichkeiten, mit Sprache Kontakt aufzunehmen und in Beziehung zu anderen zu treten. Welche davon kennen Sie? Und welche nutzen Sie – in welcher Situation? Dazu die Übung Am Anfang war das Wort: Aufgabe 3: Wortwirkung [20'] Von I have a dream bis Friday for future: Blicken Sie in der Übung Wortwirkung hinter Parolen, die die Welt verändert haben. Aufgabe 4: Der Zauberlehrling [20'] In der Ballade Der Zauberlehrling lässt Johann Wolfgang von Goethe einen Anfänger an der Magie der Sprache scheitern. Überlegen Sie, wann Sie das letzte Mal als Zauberlehrling unterwegs waren: Aufgabe 5: Pajero&co. [10'] Die Perlokution einer Sprachhandlung kann beträchtlich von der Illokution abweichen. Zeigen Sie am Beispiel unglücklich gewählter Produktenamen, woran das liegen mag. Die Übung dazu heißt Pajero&co.: Aufgabe 1: Anders gesagt [10'] In der Übung Anders gesagt trainieren Sie, von der Varietät auf die Sprachgemeinschaft zu schließen. Aufgabe 2: Dialäkt Äpp [20'] Unsere Sprache zeigt nicht nur, wer wir sind, sondern auch, woher wir kommen. Für schweizerdeutsche Dialekte, also für die regional bestimmten Varietäten der Deutschschweiz, hilft Ihnen dabei die Dialäkt Äpp. Aufgabe 3: Repertoire [10'] In welchen Kulturen bewegen Sie sich? Und welche sprachlichen Praktiken sind dort üblich? Mit anderen Worten: Wie spiegelt sich Ihre Welterfahrung in ihrem sprachlichen Repertoire? – Als künftige Sprachprofis schauen Sie hier auf Ihr bisheriges Repertoire von Begrüßungsformen und Sprachstilen: Aufgabe 4: I ha gnue [15'] Die beiden Schweizer Dialekte Zürichdeutsch und Berndeutsch klingen für die Musikerin Dodo Hug nach unterschiedlichen Welten mit unterschiedlichem Lebensgefühl: der eine Dialekt geschäftig, der andere gemütlich. Welcher Dialekt steht in ihrem Lied I ha gnue wofür? Aufgabe 5: Stilsicher [10'] Zeigen Sie kommunikative Kompetenz. In der Übung Stilsicher wählen Sie den Ausdruck, der für Sie im Stil am besten passt, und begründen Ihre Wahl: Aufgabe 1: Sprechwerkzeug [20'] Warum bloß dieser Absatz zum Körpertraining in einem Lehrmittel zu Angewandter Linguistik im Beruf? – Sprachgebrauch setzt den Körper voraus, Kommunikation ist Ganzkörpereinsatz. Tippen am Computer etwa bedingt bewegliche Finger, Hände, und Arme und einen Körper, der so sitzen und sich zwischendurch bewegen kann, dass er sich nicht verspannt. Ohne geschickte Körperführung, die wir allerdings oft unbewusst steuern, schaffen wir diese extrem einseitige Tätigkeit lange, ohne krank zu werden. Und beim Sprechen? Wie ist es da? Dazu die Übung Sprechwerkzeug. Aufgabe 2: Holzschnitt [10'] Alltagstheorien haben aber auch ihre Grenzen. Vergessen wir nicht: Reden ist Schweigen, Silber ist Gold (oder so ähnlich). – Überlegen Sie in der Übung Holzschnitt, warum Alltagstheorien zwar helfen können, aber nicht immer ausreichen für erfolgreiche berufliche Kommunikation. Aufgabe 3: Wegweiser [15'] Sich orientieren in Straßendschungel einer Stadt – da ist Schauen aus Distanz besonders gefragt. In unterschiedlichen Kulturen haben sich unterschiedliche Theorien herausgebildet, wie das am besten gelingt. Diese Theorien beeinflussen das Verhalten der Menschen im Alltag, wenn sie einander erklären, wo es lang geht. Finden Sie die Unterschiede im Fall Wegweiser. Aufgabe 4: Desserts [10'] Unbewusst überprüfen wir unsere Alltagstheorien ständig, indem wir daraus Hypothesen für unser Handeln ableiten. Das hilft uns, angemessene Erwartungen an die Zukunft aufzubauen und uns in der Gegenwart angemessen zu verhalten. Verhält sich die Welt dann einmal deutlich anders, als wir es aufgrund der Alltagstheorie der abgeleiteten Hypothesen erwartet hätten, sind wir erstaunt bis überfordert. Damit spielt der Kurzfilm Desserts von Jeff Stark. Gönnen Sie sich den Schock einer völlig überraschend widerlegten Hypothese: Aufgabe 5: Labov-Experiment [10'] Am wesentlichen Ort hinschauen und dann die Erfahrungen aus der Wirklichkeit überlegt verallgemeinern, so bilden wir Theorien, im Alltag wie in der Wissenschaft. In der Wissenschaft tun wir dies methodisch überlegt und begründbar. Wissenschaftliches Beobachten der Wirklichkeit – Empirie – geht also systematisch vor. Dazu finden Sie hier das Labov-Experiment: Aufgabe 1: Inklusive Sprache [15'] Keine Ahnung? Was genau bewirken wir, wenn wir etwas tun? Solides Wissen gibt es auch dazu, was wir in der Gesellschaft bewirken, wenn wir Menschengruppen im Sprachgebrauch nur mitmeinen – oder wenn wir sie direkt ansprechen und benennen. Mehr dazu finden Sie in der Übung inklusive Sprache: Aufgabe 2: Unstoppbar [15'] Die Wissenschaftsdisziplin, die sich mit Sprache befasst, heißt Linguistik. Sie kann zum Beispiel empirisch begründet erklären, warum sich Sprache ständig weiterentwickelt und damit auch wandelt – selbst wenn dies vielen sprachlichen Laien nicht gefällt, die ihre Sprache in einem bestimmten Zustand bewahren wollen. Sprachpflegerische Bemühungen, die den Sprachwandel zu stoppen versuchen, indem sie etwa Anglizismen aus dem Deutschen auschließen wollen, müssen scheitern. Warum, erfahren Sie in der Übung Unstoppbar: Aufgabe 3: Herausforderung [10'] Nehmen Sie irgendein drängendes gesellschaftliches Problem – Sprache und Kommunikation können wesentlich zu seiner Lösung beitragen. Deshalb sind sprachliches Wissen und Können gefragt in einer Welt, in der wir die größten Herausforderungen nur noch gemeinsam angehen können. In der Übung Herausforderung begreifen Sie den Nutzen Angewandter Linguistik: Aufgabe 4: Tattuh, Kebap, Presidiot [10'] Normverstöße im Sprachgebrauch können unter die Haut gehen, und kommunikative Angemessenheit kann ins Kleingedruckte rutschen. Dazu die Fälle Tattuh, Kebap, und Presidiot: Aufgabe 5: Uns-ich-er-es [10'] Sprachliches Wissen und Können, sprachliche Kompetenz in Alltag und Beruf, greifen dort besonders stark ineinander, wo wir mit Sprache spielen, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Ein Sprachspiel dieser Art bedingt linguistische Analyse (griechisch ανάλυσις, Zergliederung): Wir zerlegen Sprache und setzen sie auf unerwartete, aber einleuchtende Weise wieder zusammen. Artistisches, Uns-ich-er-es dazu von Beat Gloor: Aufgabe 1: Zum Diktat [20'] Künstliche Intelligenz kann auch Sprache – und auch da beruhen Entscheidungen auf großen Mengen von Daten, in denen die Maschine Muster erkennt. Erleben Sie das in der Übung Zum Diktat: Aufgabe 2: Künstliche Intelligenz [10'] Künstliche Intelligenz entsteht durch Algorithmen, die so gebaut sind, dass die Maschine in der Anwendung dieser Algorithmen auf bestimmte Daten lernt – dass also die Algorithmen sich selbst weiterentwickeln und sich dabei die Tätigkeit der Maschine der Umwelt anpasst. Dass auch wir Menschen die Sprache ein Stück weit algorithmisch verarbeiten, also Schritt für Schritt in immergleichen Handlungsmustern, das zeigt Ihnen das Wortquirl-Experiment. Hier erfahren Sie, warum wir schneller lesen, als wir eigentlich lesen könnten: Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflo-gheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsin-öldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems. Ehct ksras! Das ghet wicklirh! Aoccdrnig to a rscheearch at Cmabrigde Uinervtisy, it deosn't mttaer in waht oredr the ltteers in a wrod are, the olny iprmoetnt tihng is taht the frist and lsat ltteer be at the rghit pclae. The rset can be a total mses and you can sitll raed it wouthit porbelm. Tihs is bcuseae the huamn mnid deos not raed ervey lteter by istlef, But the wrod as a wlohe. Fcuknig amzanig huh? Aufgabe 3: Kürzestgeschichte [5'] Zum Beispiel herausfordern mit Sprache, die Grenzen zum Tabu kennen und nur ganz leicht überschreiten – und so bei unseren Adressaten ganz bewusst einen Cocktail von Emotionen wecken … das schaffen wir Menschen mit sprachlicher Kreativität und mit unserer Lebenserfahrung. Solch menschlichen Mehrwert im Sprachgebrauch erleben Sie beim Verstehen dieser Kürzestgeschichten: Was brauchen Autorinnen und Autoren, um eine Kürzestgeschichte wie die folgende schreiben zu können? Und was brauchen die Leser*innen, um den Hinter-Sinn zu verstehen? Aufgabe 4: Versprecher[15'] Ob Analphabetismus statt Alphabetismus oder genull nau Uhr statt genau null Uhr, Patzer beim Reden verraten, wie unser Hirn Sprache produziert, bevor der Mund sie artikuliert. Und dies kann damit zusammenhängt wie wir uns fühlen, zum Beispiel vor Publikum. Sprache ist also eine Schnittstelle ins Gehirn, in die Seele des Menschen und in seine Gemeinschaften. Das hat die Psycholinguistik herausgefunden. Die Soziolinguistik kann erklären, warum sich Versprecher oft häufen, wenn Menschen vor vielen anderen sprechen. Aufgabe 5: I have a dream [20'] Im richtigen Moment genau das Richtige sagen und dabei so überraschen, dass das scheinbar unentrinnbar schwierige Schicksal sich zum Guten wendet: Sprache als beherzte Tat, dies gelang zum Beispiel Martin Luther King, und zwar mit dem Satz I have a dream, mit dem er spontan seine Rede veränderte und damit Weltgeschichte schrieb: Aufgabe 1: Progressionsgrafik [20'] Aufgabe 2: Welt retten [15'] ap. Eine Abwendung der von vielen Wissenschaftlern befürchteten Klimakatastrophe wäre mit heute bereits bekannten und einsatzreifen Techniken möglich, würde aber einen unvorstellbaren Kraftakt der gesamten Menschheit erfordern. Über dieses Ergebnis eigener Berechnungen berichtet der Leiter des Eduard-Pestel-Instituts für Systemforschung in Hannover, Klaus-Peter Möller, in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift »Bild der Wissenschaft«. Nach den Berechnungen Möllers wäre eine Summe von 22 1/2 Billionen Dollar (4000 Dollar pro Erdenbürger!) notwendig, um 75 Prozent der heute genutzten fossilen Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas einzusparen oder durch andere Energien zu ersetzen, deren Nutzung nicht das Klima-Schadgas Kohlendioxid (CO2) freisetzt. Aufgabe 3: Schreibgefühle [5'] Lesen Sie die folgenden drei Fragen. Wählen Sie bei jeder die Antwort, die Ihrer Meinung nach am besten zutrifft. Begründen Sie Ihre Wahl. 1.Beim Schreiben wecken nur emotionale Texte Gefühle . richtig . falsch 2. Beim Schreiben kann man negative Gefühle so leicht abbauen wie in einem Gespräch. . richtig . falsch 3. Emotionen, aufgebaut im letzten Schreibprozess, werden im nächsten wieder wach. . richtig . falsch
Hinter dem, was ist: Sprache, Welt und Wahrnehmung, Daniel Perrin
Thema a Konzept und Begriff im Diskurs: Die Welt für mich ist nicht die Welt an sich
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
https://www.youtube.com/watch?v=VZb0vHSTuT8
Lösung
Thema b Kontext, Kohärenz und Framing: Wie die Geschichten im Kopfkino entstehen
Lösung
«50 km östlich der Küste Hongkongs ist ein weiteres Schiffsunglück im Gang. Der am Samstag in Brand geratene Tanker ist mit 20.000 Tonnen Flüssiggas beladen. An der Küste befindet sich ein Atomkraftwerk.»
Die Bilder des Beitrags zeigten zuerst eine Landkarte mit dem Umriss von China, eingezeichnet die Stadt Hongkong und davor im Meer ein sehr großer gezeichneter Tanker. Dann waren Luftaufnahmen zu sehen des echten Tankers, in Rauchschwaden gehüllt.
Lösung
Lösung
https://www.youtube.com/watch?v=Rg5bBJQOL74
Dann werden die Versuchspersonen in fünf Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe wird einzeln gefragt: «Wie schnell fuhren die Autos, als sie x?», wobei für x in jeder Gruppe ein anderes Verb steht: In Gruppe a ist es smashed, in Gruppe b collided, in Gruppe c bumped, in Gruppe d hit und in Gruppe e contacted.
Das durchschnittliche Ergebnis der Schätzungen in jeder dieser Gruppen:
a 65 km/h, b 62 km/h, c 61 km/h, d 54 km/h, e 50 km/h
https://www.youtube.com/watch?v=RKK7wGAYP6k
Lösung
https://www.youtube.com/watch?v=IoI0v0yL7NM
Lösung
Thema c Illokution und Perlokution: Was wir mit Sprache tun und wie wir damit die Welt verändern
Lösung
Lösung
«Thank you for your invitation to the Withe House. Together ahead!»
Was macht diesen Sprechakt so komisch?
Lösung
https://www.srf.ch/kultur/im-fokus/der-archivar/i-have-a-dream-die-rede-die-ganz-anders-geplant-war
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberlehrling
Lösung
Lösung
Thema d Kultur und Praktik: Wie wir uns mit Sprache ausgrenzen oder einbinden
Lösung
Lösung
https://apps.apple.com/de/app/dialäkt-äpp/id606559705
Lösung
https://www.jiosaavn.com/lyrics/i-ma-nümm-lyrics/ADwHfkx0Ymk
https://www.youtube.com/watch?v=d_-s_PhcvAQ
Lösung
dieser Panne | diesem Ungemach | diesen Problemchen | diesem Berg Arbeit
Herzlichst | Herzlichen Gruß| Bis bald | Cheers
Inkompetenzkompensationskompetenz | Zoom Fatigue | starken Deklination
Lösung
Thema e Alltagstheorie und Wissenschaft: Von Bäumen und dem ganzen Wald
https://www.youtube.com/watch?v=1edtjWBVcWo
https://www.beltz.de/fachmedien/training_coaching_und_beratung/produkte/produkt_produktdetails/27763-sprechsport_mit_aussprache_ausdauer_und_auftrittstraining.html
Lösung
Lösung
https://youtu.be/q1zh49J5rsg
Überlegen Sie, was das mit der Sentenz tun hat, die zum Schluss des Videos erwähnt wird: «Whatever true thing you can say about India, the opposite is also true».
Lösung
https://www.youtube.com/watch?v=H18ljZBm5uU
Lösung
https://all-about-linguistics.group.shef.ac.uk/branches-of-linguistics/sociolinguistics/research-in-sociolinguistics/william-labov-new-york-city/
Lösung
Thema f Wissenschaftsdisziplin und Angewandte Linguistik: Wozu es Fächer gibt – und wieso Sprachfächer
https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/inklusive-sprache/inklusive-sprache-uebersicht
https://www.youtube.com/watch?v=-UvuS4MhCgE&t=75s
Lösung
https://www.youtube.com/watch?v=YEaSxhcns7Y
Lösung
https://aila.info/home/qa/
Lösung
https://lustich.de/bilder/werbung/kinder-kebab/
Lösung
https://www.uns-ich-er.ch/mensch.html
Lösung
Thema g Neuro-, psycho- und soziolinguistische Ansätze: Mein Werkzeugkasten für Studium und Beruf
Lösung
Lösung
Zwei Männer trafen einander auf der Jagd.
Ungebrauchte Baby-Kleider zu verkaufen.
Lösung
https://radiopannen.de/verwirrt.html
Lösung
Lösung
Thema h Textproduktionsforschung: Zum Beispiel der Überfalltest
Auf welcher empirischen Grundlage entstehen Handlungsempfehlungen wie der Überfalltest? Was leistet eigentlich Textproduktionsforschung? – Erkunden Sie das Besondere dieses Forschungsfelds der Angewandten Linguistik am Beispiel einer ihrer typischen Datenvisualisierungen, der Progressionsgrafik:
Lösung
Tun Sie das. Testen Sie den Überfalltest und erfassen Sie die Hauptbotschaft! Nutzen Sie dazu die Aufgabe Welt retten:
Lösung
Adrenalinschub … In der Tat beeinflussen Emotionen unser Schreibhandeln stark. Gönnen Sie sich dazu das Quiz Schreibgefühle:
Lösung
Lösung
HANDLING SOCIAL ENVIRONMENT: Praktik g
HANDLING TASK ENVIRONMENT: f
HANDLING TOOLS ENVIRONMENT: e
COMPREHENDING THE TASK: a
IMPLEMENTING THE PRODUCT: b
GOAL SETTING: h
PLANNING: i
CONTROLLING: j
MONITORING: k
READING SOURCE TEXT: c
READING OWN TEXT: d
LIMITING THE TOPIC: l
FINDING THE SOURCES: m
TAKING OWN POSITION: n
STAGING THE STORY: o
ESTABLISHING RELEVANCE FOR THE AUDIENCE: p
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Lösung
Lösung
Aufgabe 1: «gewinkt/gewunken» [15’] Die folgende Aufgabe wird Ihnen ein Beispiel dafür geben, wie differenziert korpuslinguistische Daten den Sprachgebrauch abbilden können – und dass man mit Pauschalurteilen vorsichtig sein muss. Bitte lesen Sie zunächst die Kolumne von Bastian Sick (Link zur Kolumne). Anschließend analysieren Sie die Daten (siehe Abbildungen unten) zu gewunken und gewinkt aus dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) des Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (Abfrage vom 28.08.2021). Abfrage gewunken, Ergebnisdarstellung in Länderansicht (Daten aus DeReKo) Abfrage gewinkt, Ergebnisdarstellung in Länderansicht (Daten aus DeReKo) Abfrage gewunken, Ergebnisdarstellung in Jahrzehnt-Ansicht (Daten aus DeReKo) Abfrage gewinkt, Ergebnisdarstellung in Jahrzehnt-Ansicht (Daten aus DeReKo) Quelle: Institut für Deutsche Sprache (IDS). (o.J.). Das Deutsche Referenzkorpus – DeReKo: COSMAS II, https://cosmas2.ids-mannheim.de, letzter Abruf am 05.09.2022. Für Bastian Sick ist die Form gewunken nur «landschaftlich verbreitet» und «streng genommen ein Irrtum». Erfahren Sie durch die folgenden beiden Aufgaben, inwiefern Wörterbuchredaktionen und Forschende die Korpuslinguistik nutzen, um Wandel im Wortschatz zu beobachten und nachzuweisen. Aufgabe 1: «Blick hinter die Kulissen des Dudens» [10'] Bitte informieren Sie sich, nach welchen Kriterien der Duden neue Wörter in das Wörterbuch aufnimmt (Link zum Duden). Neue Wörter (Neologismen) werden erst in eines der Duden-Wörterbücher aufgenommen, wenn sie in einer gewissen Häufigkeit auftreten. Das überprüft die Duden-Redaktion anhand des redaktionseigenen Korpus (sog. «Dudenkorpus»). Wenn ein Wort häufig und mit einer Streuung über verschiedene Textsorten hinweg immer wieder verwendet wird, entscheidet die Duden-Redaktion zunächst, in welches Wörterbuch der Neologismus aufgenommen werden soll (z.B. Fremdwörterbuch oder Rechtschreibwörterbuch). Und schliesslich tauschen sich die Duden-Redakteure in einer Sitzung aus und entscheiden über die Aufnahme. Aufgabe 2: «Blick in die Kinderstube neuer Wörter» [10'] Wörter, die zu neu sind, um auf einer Kandidatenliste des Dudens aufzutauchen, können ebenfalls durch korpuslinguistische Verfahren ermittelt werden. Informieren Sie sich, wie die «Wortwarte» neue Wörter entdeckt (Link zur Wortwarte). Neue Wörter entstehen vor allem durch die Kreativität der Sprecher und strukturelle Merkmale einer Sprache. So kann im Deutschen ein neues Substantiv durch Komposition oder Derivation relativ einfach gebildet werden. Aufgabe 1: «Repräsentativität und Ausgewogenheit in einem Medienkorpus» [15'] Überlegen Sie sich bei der folgenden Aufgabe, wie Repräsentativität und Ausgewogenheit in einem Korpus konkret umgesetzt werden können. Sie wollen den Diskurs über den Brexit im Jahr 2019 in den deutschen Print-Medien untersuchen. Bitte überlegen Sie sich kurz, wie Ihr Korpus aussehen müsste. Im Folgenden finden Sie zwei mögliche Zusammensetzungen von Zeitungs-Korpora. Wenn Ihnen die Medien nicht vertraut sind, recherchieren Sie bitte kurz zu den Zeitungen. Zusammensetzung 1: Angaben in Prozent Zusammensetzung 2: Angaben nach Auflagenstärke Bei der Zusammensetzung 1 werden alle Medien in gleichen Anteilen ins Korpus aufgenommen. Diese Verteilung eignet sich z.B. für Fragestellungen, bei denen der Fokus der Untersuchung darin liegt, die verschiedenen Medien miteinander zu vergleichen, etwa durch welche Lexik sich die einzelnen Zeitungen voneinander unterscheiden. Bei der Zusammensetzung 2 sind die Medien nach ihrem Anteil an der Auflagenstärke pro Tag bei den Tageszeitungen und pro Woche bei den Wochenzeitungen ins Korpus aufgenommen worden. Diese Verteilung eignet sich z.B. für Fragestellungen, bei denen es um das Korpus als Ganzes geht und dieses repräsentativ für den Brexit-Diskurs von Print-Medien in Deutschland untersucht werden soll. Aufgabe 2: «Tagging und Parsing» [3'] Hier sehen Sie ein Beispiel für einen sehr kurzen getaggten und einen geparsten Text. Welcher Text ist getaggt, welcher geparst? Beispiel 1 (Beispiel erstellt mit INESS) Beispiel 2 (Beispiel eines Artikels aus der «Südostschweiz», Korpus Swiss-AL) Beispiel 1 ist geparst, d.h. die syntaktische Struktur ist sichtbar gemacht worden. Aufgabe 3: «Metadaten» [3'] Ordnen Sie im folgenden Beispiel den Buchstaben die Begriffe «Primärdaten», «Metadaten» und «Annotationen» zu: C = Metadaten. Hier z.B. mit Zuordnung zu Medien/Tageszeitung, Quelle («Südostschweiz»), Format («HTML») und Datum («2020 08»). Die folgende Aufgabe wird Sie durch ausgewählte Abfragen in Swiss-AL führen und Ihnen zeigen, was quantitative Abfragen von Sprachdaten (z.B. von Kollokationen) zur Untersuchung von gesellschaftlichen Diskursen beitragen können. 2. Wählen Sie das Korpus «Parlamentsdebatten». Das sind Mitschriften der Schweizer Parlamentsdebatten ab 1999. 3. Geben Sie als Suchwort «Kind» ein. Tipp: Wenn Sie die Abfrage [lemma="Kind"] im Query-Mode «CQP syntax» eingeben, werden alle Wortformen («Kind», aber auch «Kinder», «Kindern» etc. abgefragt). Als Ergebnis erhalten Sie die ersten 50 Vorkommen in Form einer Konkordanz-Liste im Korpus. Schreiben Sie die ersten 10 Kollokatoren auf. Welches sind die Gemeinsamkeiten dieser Kollokatoren? Aus den Parlamentsdebatten wird ersichtlich, dass Kinder in bestimmten Diskursen Erwähnung finden – sexuell missbrauchte Kinder, Kinder und andere abhängige Personen, ungeborene, behinderte, minderjährige und schulpflichtige Kinder. Schreiben Sie die ersten 10 Kollokatoren auf. Welches sind die Gemeinsamkeiten der Kollokatoren? Auch hier wird wieder in bestimmter Art und Weise über Kinder gesprochen – meist handeln diese nicht aktiv, sondern sie kommen in Passivkonstruktionen vor. Sie werden betreut, erzogen, geschützt, sie erscheinen gefährdet, sie sind von etwas betroffen oder erhalten Leistungen. Schreiben Sie die ersten 10 Kollokatoren auf. Welches sind die Gemeinsamkeiten der Kollokatoren? Kinder werden hier Familien zugeordnet, von Jugendlichen abgegrenzt, sie haben Eltern, speziell Mütter und Frauen. Sie sind in Betreuung, erhalten Schutz, haben eine Geburt erlebt und berechtigen zu Zulagen. Leseauftrag [120'] Selbsttest [10'] d. beugt Fehlern bei einer automatisierten Korpusanalyse vor. Zutreffend sind 1b, 1c, 2a, 2b Als Übersetzerin müssen Sie z.B. beurteilen, welche von den möglichen Übersetzungsvarianten die übliche ist – oder die in dem Fachbereich richtige. Hier helfen Korpusabfragen zu Frequenz von Lexik oder zum Sprachgebrauch in bestimmten Fachbereichen. Alternativ könnten Sie natürlich auch einen Experten befragen, der aufgrund seiner eigenen Erfahrung antworten würde. Als Journalistin können Sie z.B. Abfragen zur Streuung bestimmter politischer Lexik durchführen, um festzustellen, wie verbreitet manche Begriffe in der Gesellschaft sind. Hier würde sich als Alternative eine Befragung anbieten, die aber auch sehr arbeits- und zeitaufwändig sein kann. Als Experte für sprachliche Integration können Sie Beispiele aus einem Korpus nehmen und Lernenden auf diese Weise den tatsächlichen Sprachgebrauch näherbringen, was sich von den z.T. erfundenen Beispielen in Lehrwerken abheben würde.
Hinter den Displays: Sprache und Daten, Maren Runte
Thema a Ein methodischer Zugang zu Sprache: Deshalb mit Korpora arbeiten!
Hat Bastian Sick Recht? Was sagen die Daten zur zeitlichen und nationalen Entwicklung der beiden Varianten?
Lösung
Die Daten aus DeReKo zeigen aber, dass die Form gewunken in Deutschland und in Österreich fast doppelt so häufig vorkommt wie gewinkt. Auch die wenigen Vorkommen in Luxemburg zeigen Ähnliches. Einzig in der Schweiz wird gewinkt bevorzugt und doppelt so häufig wie die Form gewunken verwendet. Insgesamt kann also nicht von einer rein landschaftlichen Verbreitung gesprochen werden.
Auch die Verteilung über die Jahrzehnte in allen drei Ländern zeigt, dass die Form gewunken deutlich häufiger verwendet wird. Gewinkt scheint zwar älter zu sein, wird aber seit den 1970er Jahren durch gewunken verdrängt.
Kann man also noch sagen, dass winken regelmäßig («ich winke, ich winkte, ich habe gewinkt») konjugiert wird?
Thema b Empirisches Arbeiten und Korpuslinguistik: Abschied vom Armchair-Linguisten
Lösung
Lösung
Die erstmalige Verwendung eines Worts kann entdeckt werden durch den Vergleich von Texten aus verschiedenen Tageszeitungen mit einem Korpus, welches die Gegenwartssprache beschreibt, einem sogenannten Referenzkorpus.
Nicht alle gefundenen Wort-Kandidaten sind Neologismen, einige sind einfach falsch oder anders geschrieben worden. Nur wenige Wörter bleiben übrig, die Kandidaten für einen Lexikalisierungsprozess sein können. Lexikalisierung meint die Verbreitung eines Worts in der Sprache und schließlich die Aufnahme eines Worts in den deutschen Wortschatz, was sich z.B. in einem Wörterbuch zeigt.
Thema c Anforderungen an Korpora: Warum nicht einfach googeln?
Was spricht für die eine Korpus-Zusammensetzung, was für die andere und welche würden Sie für Ihre Untersuchung aus welchen Gründen verwenden?
Lösung
Lösung
Beispiel 2 ist getaggt, d.h. in diesem Beispiel, dass die Angaben zu den Wortarten nach dem Wort durch einen Unterstrich erfolgen.
Lösung
A = Primärdaten. Das ist aus dem Textausschnitt selbst.
B = Annotation. Hier in Form der Wortart-Angabe (des Tags) «NN», also Nomen.
Thema d Ein vorhandenes Korpus nutzen: Arbeiten mit Swiss-AL
Lösung
Lösung
Haben Sie sich gewundert, dass bei den Verben auch schütten als Verb erscheint? Durch Anklicken auf die Zahl «9» bei der Frequenz, können Sie die Belege aus dem Korpus anschauen.
Sie werden feststellen, dass es sich um die Redewendung das Kind mit dem Bad(e) ausschütten handelt.
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Lösung
Front Stage – Blick auf die Kulissen
Szenario a trifft am besten auf die beschriebene Person zu. Deutsch fungiert als Umgebungssprache (L2), wohingegen Französisch und Englisch das erstsprachliche Repertoire der Person ausmachen. Die Interpretation dieses Falls hängt auch von der Art und Intensität des Sprachangebots sowie von der Nähe zu den Bezugspersonen ab. Zu 2: Der Ethnolekt bildet Teil der inneren Mehrsprachigkeit einer Sprache. Ein Ethnolekt ist – wie zum Beispiel der Dialekt – Bestandteil einer natürlichen Sprache. Er ist jedoch nicht ursächlich an einen Ort gebunden, sondern an eine Gruppe von Sprechenden (z.B. Jugendliche). Der Ethnolekt kann – je nach kommunikativen Konventionen einer Gesellschaft – als Ausdruck einer soziolinguistischen und pragmatischen Kompetenz betrachtet werden. Dabei geht es um die Fähigkeit, sich innerhalb einer Gruppe angemessen und sinnvoll ausdrücken zu können. Die Grammatik einer Sprache spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Zu 3: Bänz Friedli bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Bewunderung und Kritik am Ethnolekt. Er verbindet den Ethnolekt mit der Jugendsprache. Jugendsprache wiederum steht für Innovation, für das Brechen von Regeln und Erproben von neuen Kommunikationsformen. Bänz Friedli zeigt sich in der Darbietung einerseits solidarisch mit den Jugendlichen, die den Ethnolekt gebrauchen, und kritisiert gleichzeitig die sprachkonservative Haltung der älteren Generation. Indem er aber den Ethnolekt stark überzeichnet, ist auch eine Kritik an dem durch Migration entstehenden Sprachwandel erkennbar. Aufgabe 5: Sprachkompetenz [10'] Aufgabe 1: Code-Switching [15'] Lösen Sie die untenstehende Aufgabe. Als Einstimmung auf die Übung schauen Sie sich zuerst fünf Minuten des Videos Internal and External Language Resources an (für ZHAW-Studierende). Begleitaufgaben zum Video müssen Sie nicht lösen. Welchen der nachfolgenden Aussagen stimmen Sie zu? Aufgabe 2: Transfer [5'] Welchen der nachfolgenden Aussagen stimmen Sie zu? Aufgabe 1: Zweitspracherwerbshypothesen [10'] Welche Zweitspracherwerbshypothesen könnten besonders gut zu den nachfolgend beschriebenen Szenarien passen? Aufgabe 1: Meine Sprachbiografie Was ist eine Sprachbiografie? Eine Beschäftigung mit Ihrer Sprachlernbiografie kann «insbesondere auch dazu beitragen, dass Sie selbst sich über Ihre bisherigen Lernerfahrungen klarer werden und für Ihr weiteres Lernen Lernweisen auswählen können, die für Sie persönlich erfolgreich sind» (European Language Council/Conseil Européen pour les Langues, 2002, 2). Eine Anleitung zum Verfassen Ihrer Sprachbiografie finden Sie zum Beispiel im Kapitel 2.1 der Anregung zur Benutzung der Sprachbiografie des European Language Council/Conseil Européen pour les Langues (2002, 3). Wenn Sie Studierende der ZHAW sind, können Sie auch auf den ZHAW Survey on your language biography zugreifen. Wenn Sie diese Umfrage ausfüllen, dann können Sie Ihre Ergebnisse mit denjenigen Ihrer Mitstudierenden vergleichen. Wenn Sie Studierende der ZHAW sind, finden Sie über den nachfolgenden Link den Erfahrungsbericht von Ragib als Beispiel einer Sprachbiografie einer Frau mit Migrationshintergrund (Jung & Günther, 2016, 164–165) Auftrag a: Erstellen Sie Ihre Sprachbiografie [30'] Verfassen Sie zuerst einen Kurzbericht zu Ihren eigenen Spracherfahrungen. Lesen Sie dazu den Erfahrungsbericht von Ragib (Jung & Günther, 2016, 164–165) aufmerksam durch. Den Erfahrungsbericht finden Studierende der ZHAW hier. Vergleichen Sie Ragibs Erfahrungen mit Ihren eigenen Spracherfahrungen. Halten Sie fest, inwiefern sich Ihre Sprachbiografie von derjenigen Ragibs unterscheidet. Beziehen Sie auch Konzepte der Vorlesung und Lektüre zum Thema «Mit Sprache unterwegs: Mehrsprachigkeit» ein. Auftrag b: Austausch mit Mitstudierenden zur eigenen Sprachbiografie [30'] Tauschen Sie sich mit anderen in einem zweiten Schritt zu Ihren Spracherfahrungsberichten aus. Sehen Sie bestimmte Gemeinsamkeiten, Unterschiede? Beschreiben Sie diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Fachbegriffen aus dem Buch. Arbeiten Sie gemeinsam prägende Erfahrungen heraus, die zur Entscheidung beigetragen haben, einen Sprachberuf zu ergreifen. Halten Sie Ihre Diskussion und die Ergebnisse in einem Reflexionstext fest.
Mit Sprache unterwegs: Mehrsprachigkeit, Patrick Studer
Thema a Mehrsprachigkeit als Kompetenz: Schlüssel zur Welt
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema b Switching und Transfer: Wenn Sprachen im Kopf interagieren
Lösung
Lösung
Thema c Drill und Immersion: Neue Sprachen erwerben und erlernen
Lösung
Thema d Repertoire und Sprachbiografie: Am Anfang waren die Wörter
«Sprachbiografie dient in einem vorwissenschaftlichen Sinne dazu, den Sachverhalt zu bezeichnen, dass Menschen sich in ihrem Verhältnis zur Sprache bzw. zu Sprachen und Sprachvarietäten in einem Entwicklungsprozess befinden, der von sprachrelevanten lebensgeschichtlichen Ereignissen beeinflusst ist» (Tophinke, 2002, 1).
Zusammenfassende Aufgaben
Aufgabe 1: Kommunikationssituationen und ihre Lekte [15'] Wie wir miteinander kommunizieren, hängt von außersprachlichen Faktoren ab. Benennen Sie die Faktoren, die bei den folgenden Kommunikationssituationen gegeben sind (sprachliche und außersprachliche Faktoren, z.B. Alter, Geschlecht, Region, soziale Schicht, Beruf etc.) und welche Funktiolekte mit den in diesen Situationen produzierten Äußerungen untersucht werden könnten. Aufgabe 2: Wie sich Varietäten voneinander unterscheiden [10'] Die verschiedenen Varietäten haben spezifische linguistische Merkmale, die es erlauben, diese zu erkennen bzw. voneinander zu unterscheiden. Um welche Varietäten handelt es sich in den folgenden drei Beispielen? Begründen Sie Ihre Antwort. Die verschiedenen Beispiele weisen also besondere lektale Merkmale auf, die sich gezielt auf bestimmte Lekte beziehen lassen (Dialekt, Funktiolekt oder Soziolekt). In der Regel verfügt ein Sprecher jedoch über eine Bandbreite an Lekten, die er oder sie in Abhängigkeit von Kontext, Situation und Adressat*in jeweils anpasst. Die individuelle Sprache eines Menschen mit all seinen charakteristischen Eigenschaften in Bezug auf Wortschatz, Sprachverhalten, Ausdrucksweise, Aussprache, etc. wird mit dem Begriff Idiolekt bezeichnet. Der Begriff stammt ebenfalls vom Griechischen ab (altgriechisch ἴδιος ídios ‚eigentümlich, eigen'). Aufgabe 3: Dialekt und Identität [20'] Dialekt ist nicht gleich Dialekt. Lesen Sie das Interview mit Eckard Frahm mit dem Titel „Warum sprechen wir Dialekt?“ und reflektieren Sie über die Bedeutung vom Dialektgebrauch für seine Sprecher und den Dialekt an sich. Beantworten Sie im Anschluss die folgenden Fragen: Aufgabe 4: Mundart regional – Verstehen Sie dieses Schweizerdeutsch? [ca. 15'] Testen Sie Ihre Mundartkenntnisse mit diesem Quiz (Link: https://www.derbund.ch/verstehen-sie-dieses-schweizerdeutsch-105018697056). Aufgabe 1: Dasselbe anders ausdrücken [5'] Sprachliche Variation drückt sich in linguistischen Einheiten auf verschiedenen linguistischen Beschreibungsebenen aus, der sogenannten Varianten. Im Folgenden werden jeweils drei Variantenpaare verschiedener Lekte aufgelistet. Um welche Art von Varianten handelt es sich und auf welchen sprachlichen Ebenen verorten Sie sie? Aufgabe 2: Sprache im Wandel [25'] Sprachwandel betrifft unter anderem auch varietätenspezifische Ausdrücke. In welchem Verwendungskontext/welcher Varietät verorten Sie die folgenden Begriffe: chillen, ätzend, krass und cool? Aufgabe 3: Wenn Großeltern ihre Enkel nicht verstehen [30'] Sprache ist nicht statisch und unwandelbar, das gilt auch für die Dialekte. Lesen Sie den Beitrag zur Entwicklung der schweizerdeutschen Dialekte, erschienen in der NZZ (Link: https://www.nzz.ch/gesellschaft/schweizerdeutsch-viel-wandel-im-freiburger-dialekt-kaum-in-baar-ld.1390868) Aufgabe 1: Wer kommuniziert mit wem wie [10'] Fachsprachen unterscheiden sich einerseits aufgrund der verschiedenen Tätigkeitsbereiche, in denen sie verwendet werden (horizontale Gliederung), und andererseits, im Grad der Fachlichkeit (vertikale Gliederung), in Abhängigkeit von den jeweiligen Kommunikationspartner:innen. Situation 1: Person A: «Wie kann ich Ihnen helfen?» Person B: «Ich habe starke Kopfschmerzen und fühle mich sehr müde. Mir ist auch ab und zu schwindelig». Person A: «Hatten oder haben Sie Fieber?» Person B: «Ja, vor ein paar Tagen hatte ich Fieber. Ich schlafe auch sehr schlecht und mein Nacken ist oft sehr steif. Vielleicht kommen die Kopfschmerzen von dem.» Person A: «Waren Sie in letzter Zeit wandern und sind mit kurzen Hosen durch grüne Wiesen oder Gras gelaufen?» Person B: «Ich war vor einer Woche mit meiner Frau in den Bergen, ja.» Person A: «Aha, sie haben eventuell eine Meningitis.» Person B: «Wie bitte, eine was?» Person A: «Eine Hirnhautentzündung, aufgrund eines Zeckenbisses.» Situation 2: Textbeispiel von der Webseite des Staatssekretariats für Migration SEM Corona: Einreise geimpfter Personen aus Drittstaaten wieder erlaubt Wer vollständig geimpft ist und dies nachweisen kann, darf auch aus Drittstaaten ausserhalb des Schengen-Raumes wieder in die Schweiz einreisen. Für Einreisen aus dem Schengen-Raum wird zudem die Quarantänepflicht grundsätzlich aufgehoben. Eine Testpflicht besteht nur noch für mit dem Flugzeug einreisende Personen, die nicht geimpft und nicht genesen sind. Für die Prüfung Ihrer individuellen Situation zur Einreise in die Schweiz hilft Ihnen der Online-Travelcheck. (Quelle: SEM, https://www.sem.admin.ch/sem/de/home.html) Situation 1: Tätigkeitsbereich: Wissenschaft (horizontale Gliederung). Hierbei handelt es sich um die funktionale Varietät der Wissenschaftssprache: medizinischer Befund. Es ist ein Beispiel der Arzt-Patienten-Kommunikation, also mündliche Kommunikation zwischen Laien (Patient) und Experten (Arzt). Der Fachlichkeitsgrad in diesem Dialog ist daher gering. Das zeigt sich in der vertikalen Gliederung darin, dass der Arzt das Fremdwort «Meningitis» für den Patienten umschreiben muss, weil dieser den medizinischen Fachbegriff nicht kennt. Geringer Fachlichkeitsgrad. Situation 2: Tätigkeitsbereich: Bürokratie / Behördenkommunikation (horizontale Gliederung). Es handelt sich um ein Beispiel der Behördensprache, konkret der schriftlichen Kommunikation zwischen dem Staatssekretariat für Migration und den interessierten Bürgern. Der Text ist für die breite Bevölkerung verfasst: Kommunikation zwischen dem Amt und der Bevölkerung (vertikale Gliederung). Mittlerer Fachlichkeitsgrad: Der Text ist in einem behördensprachlichen Stil verfasst (Nominalstil, Passivsätze, spezifischer Wortschatz: Quarantänepflicht, Test-Pflicht, etc.) Aufgabe 1: Sprachgebrauch in unterschiedlichen Domänen [30'] In der Fachkommunikation weisen Texte (mündliche wie schriftliche) je nach Fachgebiet oder Domäne jeweils bestimmte Merkmale auf. Text 1: Ich sehe da auftreten Schneefälle. Ich sehe da nach vorn kommen Erdbeben. Ich sehe da Berge stehen mitten im Wege Und Flüsse sehe ich über die Ufer treten. Aber die Schneefälle haben Hüte auf. Die Erdbeben haben Geld in der Brusttasche. Die Berge sind aus Fahrzeugen gestiegen Und die reißenden Flüsse gebieten über Polizisten. Das enthülle ich. Text 2: Der Diskurs als texttranszendente, als große Kommunikationsform wird in seiner Verwandtschaft mit dem Gespräch gesehen und – gegen mögliche Kritik – als legitimer und relevanter Gegenstand der Linguistik behauptet. Vorgeschlagen werden einige Differenzierungen für eine Diskurslinguistik, so die Differenzierung zwischen domänengebundenen Produktdiskursen und Normdiskursen etwa im staatlichen Kontrollbereich, die diskursinterne, auf die soziale Reichweite abzielende Differenzierung zwischen einer Primärebene und einer Sekundärebene innerhalb des Diskurses und die ebenfalls diskursinterne Differenzierung zwischen faktischen (pragmatischen) und fiktionalen Linien. Text 3 Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, gestützt auf Artikel 64 der Bundesverfassung nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 28. Mai 1943, beschließt: Einleitung Art. 1 1 Das Gesetz findet auf alle Rechtsfragen Anwendung, für die es nach Wortlaut oder Auslegung eine Bestimmung enthält. 2 Kann dem Gesetz keine Vorschrift entnommen werden, so soll das Gericht nach Gewohnheitsrecht und, wo auch ein solches fehlt, nach der Regel entscheiden, die es als Gesetzgeber aufstellen würde. 3 Es folgt dabei bewährter Lehre und Überlieferung. Art. 2 1 Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln. Text 4 «Wenn man Jahre damit verbringt, einen Vertrag auszuhandeln, und dann ein paar Monate später das Gegenteil von dem tut, was in den Bereichen beschlossen wurde, die einem am wenigsten passen, ist das kein gutes Zeichen für die Glaubwürdigkeit», sagte Macron der «Financial Times» am Freitag. Paris und London sind nach dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU in einen heftigen Streit über Fischereirechte verwickelt. Sie beschuldigen sich gegenseitig, das Ende letzten Jahres geschlossene Brexit-Handelsabkommen über Fischerei-Lizenzen in britischen Gewässern zu verletzen. Frankreich wirft dem Vereinigten Königreich vor, zu wenige Fanggenehmigungen für französische Schiffe zu erteilen. Zudem streitet London mit Brüssel über das Nordirland-Protokoll des Brexit-Abkommens. Dieses sieht vor, dass zwischen dem zu Großbritannien zählenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland keine Zollkontrollen vorgenommen werden, um das Karfreitagsabkommen von 1998 nicht zu gefährden. Stattdessen soll zwischen Großbritannien und Nordirland kontrolliert werden. Kritiker sind jedoch der Auffassung, dass dadurch eine De-facto-Grenze innerhalb des Vereinigten Königreichs entsteht und die Versorgung Nordirlands leidet. Text 1: Dichtersprache / künstlerischer Stil / Funktionalstil der Belletristik; Text 2: Wissenschaftssprache / Funktionalstil der Wissenschaft / Fachsprache (Linguistik); Text 3: Behördensprache / Funktionalstil des Amtsverkehrs; Text 4: Pressesprache (hier: die Gattung Tagespresse, Zeitungssparte „Ausland“) / Funktionalstil der Publizistik. Text 1: Der Text ist in Verszeilen gegliedert und beinhaltet eine Vielzahl von Stilfiguren: Wiederholungsfiguren: Anaphern (Ich sehe da [...]), Parallelismus (vgl. die ersten beiden Verszeilen); Positionsfigur Anastrophe (z.B. Ich sehe da auftreten Schneefälle statt Ich sehe da Schneefälle auftreten); Personifikation (Aber die Schneefälle haben Hüte auf und die folgenden Verse). Text 2: Verwendung von Fachbegriffen / Terminologie wie Diskurs, Gespräch und terminologische Wortfamilien wie Produktdiskurse und Normdiskurse, Diskurslinguistik, Verwendung von allgemeinwissenschaftlichen Professionalismen wie relevant, Kategorie, Klassifizierung; Bildung von abgeleiteten Wörtern mit Fremdsuffixen wie transzendent, fiktional; Passivkonstruktionen oder Konstruktionen ohne Agens: wird ...gesehen, vorgeschlagen werden...; Nominalstil: die Differenzierung zwischen domänengebundenen Produktdiskursen und Normdiskursen etwa im staatlichen Kontrollbereich. Text 3: Unpersönliche, formelhalfte Ausdrucksweise: Passivkonstruktionen (kann entnommen werden); juristische Fachtermini, z.B. Gewohnheitsrecht, nominaler, formelhafter Satzbau: Anwendung finden, nach Treu und Glauben handeln); Konstruktion des Typs „haben + zu + Infinitiv“ (hat nach Treu und Glauben zu handeln). Text 4: Prinzip der journalistische Objektivität durch Realienbezeichnungen (Brexit-Handelsabkommen, Ausstieg Großbritanniens aus der EU, Norirlandprotokoll, Fischereiabkommen), direkte Rede (Zitat zu Beginn), abstrahierte Rede (Kritiker sind der Auffassung), Tatsachenmitteilung (das Nordirlandprotokoll sieht vor), neutrale redekennzeichnende Verben (sagte Macron). 1. 2. Das Bewusstsein und die Kenntnis um sprachliche Variation in der eigenen, aber auch in Fremdsprachen, soll sie sensibilisieren, ihre soziolinguistischen Kompetenzen bewusst in den Sprachberufen einzusetzen und zu erkennen, welche außersprachlichen Faktoren für die Verwendung von Sprache eine Rolle spielen. Dies spielt in der interkulturellen Kommunikation eine wichtige Rolle, aber auch in der Verwendung der eigenen Sprache im beruflichen Kontext, z.B. beim Verfassen von Texten, die an ein bestimmtes Zielpublikum gerichtet sind, in der (mündlichen und schriftlichen) Kommunikation mit Kunden und in der eigenen Firma. Das Erkennen varietätenspezifischer Eigenschaften und das Wissen um die außersprachlichen Faktoren, die diese bedingen ist ein Faktor, der Sprachprofis von –laien unterscheidet.
Die unsichtbare Hand: Domäne und Sprachgebrauch, Raquel Montero Muñoz
Thema a Varietätenlinguistische Dimensionen und ihre Lekte: Die Sprachen in der Sprache
Lösung
Alter: Jugendliche
Region: nicht spezifiziert
Soziale Schicht: nicht spezifiziert; Beruf: Schüler, Geschlecht: gemischt
Medium: geschrieben.
Analysierbar für die Varietäten Jugendsprache, Schülersprache (Soziolekt); analysierbar für den Funktiolekt Kurznachrichtenkommunikation (Chat-Sprache), besonders unter Jugendlichen.
Alter: gemischt Senior und Kind oder jugendliche Person
Region: nicht spezifiziert
Soziale Schicht: nicht spezifiziert, Beruf: nicht spezifiziert und ein Schulkind, Geschlecht: nicht spezifiziert
Medium: gesprochen
Analysierbar für die Varietäten (Groß-)Elternsprache, Familiensprache; analysierbar für den Funktiolekt Unterricht bzw. Nachhilfe.
Alter: Erwachsene
Region: nicht spezifiziert
Soziale Schicht: nicht spezifiziert; Beruf: Musiklehrer und nicht spezifiziert, Geschlecht: gemischt
Medium: gesprochen.
Analysierbar für die Varietäten Erwachsenensprache und Unterrichtssprache; analysierbar für den Funktiolekt Unterrichtssprache, besonders in der Erwachsenenbildung sowie der Fachsprache von Musiker*innen.
Alter: Erwachsene
Region: Basel und Mallorca (Spanien)
Soziale Schicht: Oberschicht; Beruf: Sportler, Geschlecht: männlich
Medium: gesprochen.
Analysierbar für die Varietäten Sportsprache, Englisch als Zweitsprache von beiden Sprechern, analysierbar für den Funktiolekt Fachsprache.
Lösung
Lösung
Thema b Sprachliche Variation und kommunikative Bedingungen: Was Varietäten unterscheidet
Lösung
Suchen Sie die obigen Begriffe im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS; Link: https://www.dwds.de) und dem Duden (Link: https://www.duden.de) online.
Lösung
Lösung
Thema c Fachsprachen und ihre Funktion: Alles zu seiner Zeit – und am richtigen Ort
Nennen Sie welche fachsprachliche Varietät in den folgenden Beispielen verwendet wird, und ordnen Sie sie in der horizontalen Gliederung einem Tätigkeitsbereich und in der vertikalen Gliederung dem jeweiligen Fachlichkeitsgrad zu. Welche aussersprachlichen Faktoren sind dabei ausschlaggebend?
Lösung
Thema d Varietäten der Fachkommunikation: Warum jeder Arbeitsplatz mehrsprachig ist
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Lösung
Performance – und Non-Performance
Aufgabe 1: Mehr als schreiben und lesen können [10'] Einige Kompetenzen braucht es für ein gelingendes gesellschaftliches Zusammenleben. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu oder stimmen Sie nicht zu? Aufgabe 1: Text und Medienkompetenz [10'] Das Schreiben als Handlung und das Verfassen von Texten geschehen nicht einfach so, sondern müssen sozusagen von der Pike auf gelernt werden, vor allem in unseren multilingualen Lebenswelten. Beurteilen Sie die Richtigkeit der nachfolgenden Aussagen. Aufgabe 1: Intertextualität und Medienwechsel [10'] Texte sind keine Monolithen, die einfach so sind, wie sie sind, im Gegenteil, sie stehen in enger Verbindung mit anderen Texten, sie sind also sprachlich und kulturell «vernetzt». Bitte suchen Sie in Ihren eigenen E-Mails verschiedene Anredetypen heraus, von Versuchen Sie diese Anreden zu ordnen und Regelmäßigkeiten festzumachen, evtl. auch in Kategorien einzufüllen. Aufgrund welcher Kriterien wird eine förmliche Anrede verwendet, wann eine wenig förmliche bzw. gar keine Anrede? Welche neuen und neuesten Änderungen können Sie ausmachen? Evtl. auch in Bezug auf E-Mails? Welche Schlüsse kann man daraus als sprach- und kulturwissenschaftlich tätige Person ziehen? Aufgabe 2: Beurteilen Sie die Richtigkeit der nachfolgenden Aussagen. Sprache übermittelt vielfältige Inhalte, die es weitgehend zu erkennen gilt für eine gelingende Kommunikation. Beurteilen Sie die Richtigkeit der nachfolgenden Aussagen. Aufgabe 1: Fliegende Kuh in Russland fällt auf Kutter – Zeitungsente und Realitätskonstruktion [30'] «Bericht über versenkten Kutter bringt Auswärtiges Amt in Bedrängnis. Moskau (Reuter) – Berichte über fliegende Kühe halten dieser Tage deutsche Diplomaten schwer in Atem. Unter Berufung auf eine Depesche der deutschen Botschaft in Moskau an das Auswärtige Amt, deren Autor unter anderem auf eine Reuter-Meldung bezug genommen habe, meldete die Hamburger Morgenpost, russische Soldaten hätten im Fernen Osten des Landes Kühe per Flugzeug entführt, sie aber in der Luft aus dem Flieger gestoßen, weil die unruhigen Tiere die Maschine ins Trudeln zu bringen drohten. Eine Kuh habe offenbar ein japanisches Fischerboot getroffen und versenkt. […]» (Aus: Gerndt, Helge (2002): Kultur im Zeitalter der Globalisierung. München: Waxman. 30) Vergleichen Sie diesen Beitrag mit drei weiteren Online-Texten/Beiträgen zu den «fliegenden Kühen», die Sie selber oder in kleinen Gruppen heraussuchen. Markieren Sie, wie sich die Texte ändern, welche Abweichungen, Präzisierungen und Auslassungen beobachtet werden können. Wählen Sie dazu mindestens ein Beispiel auf der Mikro-, eines auf der Meso- und eines auf der Makroebene. Berichten die verschiedenen Versionen Fakten, Fiktion, Fake-Geschichten? Sind die Texte miteinander verbunden? Es finden sich verschiedene Versionen dieser Geschichte im Internet: Einmal wird ein Fischerboot getroffen, wobei die Länder ändern, einmal wird ein Brautpaar einer Hochzeitsgesellschaft oder die Teilnehmer*innen eines Erntedankfestes getroffen. Meist fallen Kühe, aber auch Pferde stürzen aus dem Flugzeug/vom Himmel. Ebenso variiert der Ort: einerseits ferner Osten, andererseits Süden/Norden von Russland, auf jeden Fall jedoch eine abgelegene rurale Gegend. Offenbar basiert die Ursprungsgeschichte auf einem russischen Film, dessen Namen mir nicht bekannt ist 🙂 Aufgabe 2: Netz der Medienparallelitäten [15'] Wie kann ein Netz der Medienparallelitäten (sprachlich) gespannt werden? Suchen Sie Beispiele aus zwei Texten Ihrer Wahl, die einen thematischen Zusammenhang haben. Das Netzt ist dichter als Verweise vermuten lassen: Je nach Medien lassen sich ganz unterschiedliche Netze „eruieren“ und Funktionen festmachen Aufgabe 3: Vernetzte Unternehmen [15'] Suchen Sie auf der Nestlé-Seite (https://www.nestle.ch/de), z.B. unter dem Reiter «Nestlé in der Gesellschaft» fünf Informationen raus, die wenig direkt mit dem Unternehmensziel (Produktion von Nahrungsmitteln) zu tun haben, z.B. in der Initiative «Globale Initiative für die Jugend: Nestlé needs YOUth». Suchen Sie in verschiedenen weiteren Medien (Facebook, Insta, Twitter …) Texte zu diesem Projekt. Wie sind die Texte miteinander verbunden, «vernetzt»? Wie werden Voten von Kundinnen und Kunden oder Interessentinnen und Interessenten eingebunden? Arbeitsschritt 1: Das ist eine vergleichbare Übung mit der Textvernetzung über Mediengrenzen hinweg (siehe Aufgabe 2 zu Medienparallelitäten), insbesondere mit Mitteln der Lexik, Syntax, Semantik, Pragmatik, Bilder, Musik etc, Formen der Verkürzung, Referenz etc., hier wird das Augenmerk auf die medialen unterschiedlichen und doch ähnlichen Textvernetzungen gelegt. Als mögliche Analysebeispiele siehe Beispiele auf folgenden Onlinepages: Arbeitsschritt 2: Suchen Sie vergleichbare Texteinheiten aus den medial unterschiedlichen Gefässen. Je nach Kombination von Übertragungskanälen wird diese Verbindung mehr oder weniger deutlich. Text – Bild/Video 1a: zutreffend 2a: nicht zutreffend
«Ich ha das Buech glost»: Literacies, Ulla Kleinberger
Thema a Literacy und Literacy+: Mehr als schreiben und lesen können
Lösung
Thema b Text- und Medienkompetenz: Zum Beispiel Texte herstellen können im digitalen Raum
Lösung
Thema c Intertextualität und Medienwechsel: Text wird zu Text wird zu Text wird zu Text
Sehr geehrte Damen und Herren bis Moin moin können Sie alle Anreden einsammeln.
Lösung
Thema d Text- und Medienparallelitäten: Wie Texte auf mehreren Kanälen zusammenspielen
Lösung
Lösung
Lösung
Text - Text
Nestlé Internet mit Nestlé Twitter zu «Nestlé needs YOUth»
https://www.youtube.com/results?search_query=nestle+needs+youth
talent acquisition: https://www.youtube.com/watch?v=5HIlROqdik0
https://www.youtube.com/watch?v=NQPZbPn8Q68
Céleste Schubiger: https://www.youtube.com/watch?v=-21nlO46BBc
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
1b: zutreffend
1c: zutreffend
1d: nicht zutreffend
2b: zutreffend
2c: nicht zutreffend
2d: zutreffend
Aufgabe 1: Digital Divides – allgegenwärtig [15’] Aufgabe 1: Sprache und Verständlichkeit [10'] Leichte Sprache verwenden wir in der Schweiz für Menschen mit einer kognitiven Einschränkung. Welche der folgenden Aussagen trifft in Bezug auf diesen Satz zu? Aufgabe 2: Was ist Leichte Sprache, was einfache? [5’] Handelt es sich bei den folgenden Sätzen um Leichte Sprache oder um einfache Sprache? Entscheiden und begründen Sie. a) Ist einfache, b) leichte Sprache. Zum Unterschied: Einfache Sprache (ein relativer Begriff) vermeidet komplizierte Sprachelemente (auch ein relativer Begriff), sieht aber immer aus wie «normale» Sprache. Leichte Sprache hat ein klares Regelwerk, ist also eher absolut als relativ, und enthält Elemente, die in der «normalen» Sprache nicht vorkommen – den Divis im Kompositum Nord-Amerika zum Beispiel. Aufgabe 3: Einfache und Leichte Sprache [20’] Leichte Sprache folgt engen Vorgaben, einfache Sprache hingegen nicht. Sehen Sie sich die Startseite des Hallenbads Altstetten (http://www.bad-altstetten.ch/nc/home.html) an und diskutieren Sie in einer Gruppe, welches die Vor- und Nachteile der beiden Konzepte für diese konkrete Seite wären. Erklären Sie, weshalb Sie dieses Thema in diesem Umfeld, für dieses Publikum, mit diesem Zweck und unter diesen Umständen wie kommunizieren würden. Zur Info: Im Jahr 2019 betrug der Ausländeranteil in Zürich-Altstetten 36.2 Prozent. Mitdiskutieren: Texte bestehen aus Sprache, meist geschriebener Sprache, und Komplexen anderer Zeichensysteme, wie zum Beispiel Bildern oder eingebauten Klängen. Als Ganzes sind sie in erster Linie symbolisch – die meisten ihrer Sprachzeichen sind, wie etwa das Wort Hund, weder Indexe noch Ikone, sondern eben Symbole: arbiträr und konventionell, also ihrem Bezugsgegenstand nicht ähnlich, aber sozial vereinbart und eingeschliffen. Allerdings: Als Ganzes sind Texte immer auch ikonisch. Sie sind eben räumlich als Ganzheit wahrnehmbar, was uns vermuten lässt, dass sie auch in ihrer Bedeutung ein Ganzes darstellen. Kurz: sie sehen so ganz und abgeschlossen aus, wie sie sind. Das Ikonische besteht also, wie beim Logo eines startenden Flugzeuges auf dem Weg zum Departure Gate, in seiner Ähnlichkeit mit dem Gemeinten: Sieht aus wie ein Flugzeug – meint ein Flugzeug. Sieht aus wie etwas abgeschlossenes Ganzes – meint etwas abgeschlossenes Ganzes. Das geht aber noch weiter: Wir nehmen an, dass im Sinn zusammengehört, was im Raum nahe beieinander steht. Sieht aus wie zusammengehörend – meint etwas Zusammengehörendes. Beschreiben Sie, was in Ihrem Kopfkino passiert, wenn Sie die folgenden Titelseiten oder Kiosk-Aushänge von Zeitungen sehen: Encke, Julia: Wer ist eigentlich diese Angela Merkel? In: FAZ, 07.05.2013. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-kanzlerin-als-persoenlichkeit-wer-ist-eigentlich-diese-angela-merkel-12172683.html Aufgabe 1: Flesch-Index [30'] Wenn Expert*innen-Wissen einer fachfremden Adressatengruppe vermittelt werden soll, braucht es oft textuelle Vereinfachungen. Aber was heißt das? Um die Einfachheit bzw. Schwierigkeit eines Textes zu berechnen, gibt es eine Reihe digitaler Analyse-Tools. Mit der folgenden Übung können Sie erfahren, was ein solches Tool im Hinblick auf das Überwinden kommunikativer Gräben leisten kann. Einfachere Sprache: Dieser Text hier stammt von der Homepage des Kantons Zürich. Kopieren Sie ihn und setzen Sie ihn auf Flesch-Index ein, eine Software, die die Schwierigkeit von Texten berechnet: https://fleschindex.de/ Aufgabe 1: Meine Mediennutzung Teil I [10'] Aufgabe 2: Meine Mediennutzung Teil II [10’] Medienspezifische Codes erfolgreich zu entziffern, das alleine genügt nicht zur Medienkompetenz: Media Literacy bedeutet darüber hinaus, dass man die Qualität und Glaubwürdigkeit von Beiträgen beurteilen kann. Wählen Sie aus Ihrer Liste von Frage 1 die drei Medientitel oder -plattformen aus, die Sie am meisten nutzen. Beurteilen Sie die Glaubwürdigkeit dieser Angebote auf einer Skala von 1 bis 10, und begründen Sie kurz ihre Einschätzung. Kriterien für die Beurteilung sind u.a.: Aufgabe 3: Media Literacy – so enttarnt man Fake News [15’] Mit fortschreitender Digitalisierung von Inhalten erweitert sich die Media Literacy: Fake News geraten schneller in Umlauf und müssen als solche erkannt werden. Jedes Jahr im Januar präsentiert sich die Schweizer Regierung auf einem Foto, dem sogenannten Bundesratsfoto. Genau wie Texte transportieren auch Bilder eine bestimmte Sichtweise und Wirkung. Aufgabe 1: Bildinhalte beschreiben [10'] Schauen Sie sich die Bundesratsfotos von 2015 und 2017 an. Bundesratsfoto 2015 Bildnachweis: «Schweizerische Bundeskanzlei». Quelle: https://www.admin.ch/gov/de/start/bundesrat/bilder-und-reden-des-bundesrats/offizielle-bundesratsbilder/printversionen-und-einzelportraits.html Bundesratsfoto 2017 Bildnachweis: «Schweizerische Bundeskanzlei». Quelle: https://www.admin.ch/gov/de/start/bundesrat/bilder-und-reden-des-bundesrats/offizielle-bundesratsbilder/printversionen-und-einzelportraits.html Was sehen Sie auf den Fotos? Notieren Sie Ihre Eindrücke.
Bundesratsfotos 2015 Bundesratsfoto 2017 Der Bundesrat – Das Portal der Schweizer Regierung: Bundesratsfotos seit 1993 Aufgabe 1: Organisationen in der Gesellschaft [10'] Organisationen ermöglichen es der modernen Gesellschaft, Bedürfnisse von Menschen zu stillen und deren Interessen zu schützen. Sprachprofis tragen dazu Entscheidendes bei. Im Lernimpuls werden zwei Beispiele für Organisationen erwähnt, die materielle Bedürfnisse stillen (eine Bäckerei mit Broten) beziehungsweise immaterielle Interessen schützen (eine Schule mit ihren Lehrangeboten). Ordnen Sie weitere Organisationen, die Sie aus Ihrem Umfeld kennen, diesen beiden Typen zu. «Arbeitsorganisationen» stillen materielle Bedürfnisse, Beispiel Bäckerei. Weitere Beispiele: Landwirtschaftliche Betriebe, die Nahrungsmittel produzieren; Kraftwerk-Unternehmen zur Stromproduktion; Reinigungsunternehmen u.a. «Interessensorganisationen» schützen immaterielle Interessen, Beispiel Schulen. Weitere Beispiele: Sicherheitsbehörden; Interessensverbände und Vereine; Beratungsunternehmen; wissenschaftliche Institutionen. Aufgabe 2: Leistungen von Organisationskommunikation [5'] Sprachprofis verfügen über Kompetenzen, Kommunikationsprozesse in Organisationen voranzutreiben. Im Lernimpuls werden verschiedene Leistungen beschrieben, die auf dem Berufsfeld der Organisationskommunikation durch Sprachprofis erbracht werden. Benennen Sie vier dieser Leistungen. Und beschreiben Sie beispielhaft, wie diese Leistungen konkret erbracht werden in Organisationen, mit denen Sie es selber im Alltag zu tun haben (sei dies als Mitarbeiter:in oder als Kund:in). Aufgabe 3: Berufsfelder Organisationskommunikation und Journalismus [8'] Der Basistext präsentiert Organisationskommunikation ebenso wie den Journalismus als Berufsfelder. Benennen Sie zwei wichtige Gemeinsamkeiten beider Berufsfelder und je einen wichtigen Unterschied im direkten Vergleich anhand dieser Lektüre. Aufgabe 1: Normalität [15'] Die Funktion des Journalismus besteht darin, den öffentlichen Diskurs zu organisieren, zu moderieren und sicherzustellen, dass alle, die das möchten oder müssen, am Diskurs teilhaben, also mitdenken und mitreden können. Stellen Sie sich vor, ein 70-jähriger Milliardär aus Südafrika verschafft sich während des Corona-Lockdowns mit behördlichem Segen Zugang zum Impfstoff der Spitalgruppe Hirslanden, während das Gesundheitspersonal auf die Impfung warten muss. Für den Journalismus ist ein solcher Fall ein gefundenes Fressen. Er reagiert nämlich primär auf das, was irritiert, was vom Gewohnten und Normalen abweicht. Lesen Sie dazu diesen Artikel https://impact.zhaw.ch/de/artikel/warum-journalismus-normalitaet-meidet-wie-der-teufel-das-weihwasser und wenden Sie sich dann folgenden Fragen bzw. Aufgaben zu: --> Journalismus reagiert auf das, was gesellschaftlich irritiert; also auf das was vom Gewohnten und Normalen abweicht. --> Das Funktionssystem Journalismus zielt mit seiner Inszenierung von Irritation letztlich auf die Wiederherstellung eines Gleichgewichts im Normalen. --> Die Rückeroberung von besetzten Gebieten im Osten der Ukraine durch die ukrainische Armee; Der Rettungsschirm für kommerzielle Energieproduzenten in der Energiekrise Aufgabe 2: Kommunikationsmedien [15’] In der systemtheoretisch ausgerichteten Journalismustheorie wird der Journalismus als ein autonomes Teilsystem der Gesellschaft aufgefasst. Das Funktionssystem «Journalismus» löst demnach exklusiv ein Problem, das andere Teilsysteme wie etwa Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft nicht zu lösen vermögen. Bei der Problemlösung setzt jedes gesellschaftliche Teilsystem ein eigenes symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium wie etwa Macht, Geld oder Wahrheit ein. Kommunikationsmedien machen unwahrscheinliche Kommunikation wahrscheinlicher. Kommunikationsmedien: Aufgabe 3: Systemperspektiven [15'] Im gesellschaftlichen Zusammenleben ist es häufig so, dass unterschiedliche Deutungen und Argumente, die der einen Systemlogik folgen, die Logiken von anderen Gesellschaftssystemen irritieren. Das hat das Beispiel vom Bau des Kreisels gut veranschaulicht. Genau dann kommt der Journalismus ins Spiel. Er reagiert angesichts der Irritation auf öffentlichen Diskursbedarf. Seine Funktion besteht nun darin, den öffentlichen Diskurs zu organisieren und zu moderieren. Gerade dann, wenn sich gegenseitig irritierende Deutungen aus verschiedenen Gesellschaftssystemen aufeinanderprallen. Schauen Sie sich dazu dieses Video an https://www.youtube.com/watch?v=FmnDE4Em_AM, in dem das Beispiel vom Kreiselbau ausgeführt wird. Argumente: Kunst Ästhetik --> Politik: Ein Kreisel ist an der Urne nichts mehrheitsfähig. --> Bildung: Die Schüler haben zu wenig Erfahrung, um mit Fahrrädern sicher auf dem Kreisel zu fahren. --> Coronaberichterstattung: die wissenschaftlichen Argumente der Virologen und die religiösen einiger Religionsvertreter:innen --> Ukrainekrieg: Die moralischen Argumente der Anhänger von Waffenlieferungen an die Ukraine und die wirtschaftlichen Argumente der Gegner im Hinblick auf eine mögliche Dauer des Krieges. Aufgabe 4: Narration [15’] Im Journalismus ist Narration ein zentraler journalistischer Kommunikationsmodus. Es handelt sich dabei um eine Form von Sinnvermittlung im Akt des Erzählens. Das Narrative ermöglicht einen stärker affektiven Zugang zu Themen, weckt Neugier, baut Spannungen auf, lässt Befürchtungen wachsen, und lädt zur Identifikation ein. Der narrative Kommunikationsmodus wird auch vom Journalismus zur Reduktion von Komplexität angewandt. Es sind die journalistischen Geschichten, seine Stories, die es schaffen, konfliktive Deutungen und unvereinbare Argumente zu verbinden und dazwischen zu vermitteln. Gerade Krisen passen hervorragend zur Logik des Journalismus, weil sie unvorhersehbar sind, als Irritation des Gewohnten eine hohe Relevanz haben und oft eine persönliche Zurechenbarkeit konstruieren (Rollen). Versuchen Sie nun abschließend das Konzept der Narration auf die Beispiele der medialen Inszenierung einerseits der Corona-Krise und andererseits der Ukraine-Krise anzuwenden, indem Sie für beide Fallbeispiele folgende Fragen grob beantworten: --> Corona-Krise: medizinische Aspekte vs. wirtschaftliche --> Ukranie-Krieg: moralische Argumente vs. Wirtschaftliche hinsichtlich der Dauer des Kriegens --> Corona-Krise: z.B. Kassandra vs. Blender aus einer fremden Welt. --> Ukraine-Krise: z.B. David gegen Goliath a trifft nicht zu. Wir verstehen auch, wie Hieroglyphen funktionieren. b trifft nicht zu. Wir können zum Beispiel sagen: «Hast Du eine Uhr an?». Wir wollen aber nicht «ja» oder «nein» hören, sondern erfahren, wie spät es ist. c trifft nicht zu. Das wäre die Syntax. Semantik meint Sprachbedeutung. d trifft zu. Hier geht es darum, zu erkennen, dass der Flesch-index «dumm» ist, weil er nur zählen kann. Wichtig ist hier die Diskussion, dass kurze Sätze nicht automatisch einfacher zu verstehen sind, sondern dass Verkürzung auch bewirken kann, dass Sätze komplizierter zu verstehen sind.
Digital Divide? – Sprache und Partizipation, Susanne Loacker
Thema a Partizipation und Digital Divides: Was Sprache mit gesellschaftlicher Teilhabe zu tun hat
Lösung
Thema b Leichte und verständliche Sprache: Informationen und Wissen zugänglicher machen
Lösung
Lösung
Lösung
WILL oder MUSS man die Seite verstehen?
WER soll sie verstehen?
Was passiert, wenn jemand nicht versteht?
Was würde Leichte Sprache bringen, was einfache? Sollen z.B. Kinder mit Migrationshintergrund selbständig Infos holen können?
Thema c Index, Ikon und Symbol: Menschen verbinden mit Zeichen
Lösung
Lösung
Thema d Adressat*innenperspektive: Was heißt das alles für Sie, für Ihren Job, Ihre Berufung?
Lösung
Thema e Media Literacy und Öffentlichkeit
Lösung
Gehen Sie auf die Seite https://hoaxmap.org/, schauen Sie sich zehn Gerüchte an. Was fällt Ihnen auf in Bezug auf die Herkunft und die Überprüfung der Gerüchte?
Lösung
Lösung
Lösung
Thema f Visuelle Kommunikation
An was erinnern Sie die Bildmotive? Kennen Sie ähnliche Bildmotive, z.B. aus der Kunstgeschichte, Fotografie oder Werbung? Recherchieren Sie mögliche Vorbilder.
Vergleichen Sie die beiden Bundesratsfotos. Wie wirkt der Bundesrat auf den Fotos? Was sagen die Fotos über den Bundesrat aus? Was sagen die Fotos über das Verhältnis von Bundesrat und Bevölkerung aus?
Befragen Sie dazu Kommiliton:innen, die das Bild nicht kennen.
Lösung
https://www.srf.ch/news/schweiz/bundesratsfoto-2015-gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern
https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:3ce53c76-a8a4-4724-b6db-2fd44dcd7d5f
https://www.20min.ch/story/der-bundesrat-beim-abendmahl-465298101939
https://www.swisscommunity.org/de/news-medien/schweizer-revue/artikel/das-bundesratsfoto-2015
https://www.nzz.ch/schweiz/bundesratsfoto-2017-die-laechelnde-mafia-ld.137403?reduced=true
https://www.blick.ch/schweiz/bundesratsfoto-2017-von-rockig-bis-mafioes-das-bundesratsfoto-sorgt-fuer-gespraechsstoff-id5981292.html
https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/bundesraete-singen-queenhit/story/20397066
https://www.admin.ch/gov/de/start/bundesrat/bilder-und-reden-des-bundesrats/offizielle-bundesratsbilder.html
Thema g Wertschöpfung und Sprache
Lösung
Lösung
Lösung
Thema h Die Sprache des Journalismus
Lösung
Funktionssystem
Symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium
Motivation des Handelns
Politik
Ermöglicht es z.B., dass ein:e Verkehrssünder:in eine Geldbuße entrichten muss, bzw. dass der Staat sie erhält.
Wirtschaft
Ermöglicht mir z.B., beim Bäcker unkompliziert ein Brot zu kaufen.
Wissenschaft
Motiviert eine:n Wissenschaftler:in dazu, in der Freizeit an einer wissenschaftlichen Publikation zu arbeiten.
Ethik
Ermöglicht es, sich über gemeinsame Wertvorstellungen und -Urteile zu verständigen
Religion
Ermöglicht die Transformation einer unbestimmbaren Komplexität in eine bestimmbare Komplexität
Kunst
Bewegt Menschen dazu, sich einem Kunstwerk zuzuwenden.
Funktionssystem
Symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium
Argumente im öffentlichen Diskurs
Wirtschaft
Geld
Wissenschaft
Wahrheit
Ethik
Moral
Lösung
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Die Zukunft unserer Sprachberufe mitgestalten
Sprache und Mensch
Aufgabe 1: Still Face Experiment [10'] Schauen Sie sich das Video «Still Face Experiment» (ab 1:37 bis 2:50) an. Was möchte das Video veranschaulichen? Welche Voraussetzungen und Eigenschaften der Kommunikation werden sichtbar? Wie hängen dabei Kommunikation und Sprache zusammen? Das Video veranschaulicht den Charakter der Kommunikation, indem die Mutter das ‹Gespräch› sabotiert. Dabei wird Folgendes deutlich: Aufgabe 2: Ohne Sprache kommunizieren? [10'] Im Video «Still Face Experiment» (ab 1:37 bis 2:50) in Übung 1 haben Sie gesehen, dass Kommunikation auch ohne Sprache erfolgen kann. Es gibt auch sogenannte nonverbale und paraverbale Handlungen. Worin unterscheiden sich diese beiden Begriffe und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Schlagen Sie eine Definition vor und erläutern Sie sie mit Beispielen. Nonverbale Kommunikation bedeutet, dass keine sprachliche Zeichen verwendet werden. Im engeren Sinn wird damit Mimik, Gestik und Proxemik (Distanzverhalten) – also Körpersprache – bezeichnet. In einem weiteren Sinn kann jede sinnlich wahrnehmbare Handlung, die nicht auf Sprache beruht, als nonverbal bezeichnet werden: Gähnen, ein torkelnder Gang, verschränkte Arme, Pfeifen oder Schminke. Paraverbal bedeutet, dass neben der verbalen Kommunikation etwas geschieht (griech. para ‹neben›). Damit sind akustisch wahrnehmbare Signale gemeint, wie Tonhöhe, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Pausen oder Lachen, die die verbale Kommunikation begleiten. Die paraverbale Kommunikation hat eine andere Beschaffenheit als die nonverbale Kommunikation, da sie nur im Zusammenhang mit verbalen Zeichen vorkommt. Aufgabe 3: Erfolg durch Stimmtraining [10'] Schauen Sie sich das Video «Margaret Thatcher Voice before/after» an. Wie verändert sich die Stimme? Welche weiteren paraverbalen Merkmale fallen Ihnen auf? Können Sie sich vorstellen, was durch diese Veränderungen bezweckt wird? Im zweiten Ausschnitt liegt die Tonhöhe tiefer, die Akzentuierung ist stärker, das Sprechtempo ist langsamer und Pausen werden häufiger und bewusst gestaltet. Thatcher kommuniziert dadurch Entschiedenheit, Seriosität, Professionalität und Kontrolle. Die erste Premierministerin des Vereinigten Königreichs wurde auch the Iron Lady genannt. Aufgabe 4: What’s up? Calls and voice messages [10'] Auf den ersten Blick sind sich ein Telefongespräch und eine Sprachnachricht auf einem Messenger ziemlich ähnlich. Doch worin bestehen die Übereinstimmungen und was sind die Unterschiede? Welche Auswirkungen hat dies auf die Kommunikation? Bei beiden Formen erfolgt die Kommunikation verbal und paraverbal – und zwar mündlich. Nonverbale Handlungen können zwar den Prozess begleiten, aber haben für die Kommunikation keine Relevanz, da nur akustische Signale übermittelt werden. Der große Unterschied ist, dass ein Telefongespräch synchron geführt wird, eine Sprachnachricht aber asynchron. Dies hat zur Folge, dass in einem Telefongespräch die Möglichkeit für Redewechsel, Fragen und Antworten bestehen und dass diese spontan erfolgen. Bei Sprachnachrichten ist dies eingeschränkt möglich. Je nachdem wie lange eine Sprachnachricht ist, muss bei einer Antwort der Bezug zur Frage geklärt werden. Es ist ohne Weiteres möglich, eine Stunde zu telefonieren. Eine einstündige Sprachnachricht anzuhören jedoch braucht Geduld; erst recht, wenn eine ebenso lange Antwort erwartet wird. Aufgabe 5: Telefon im Film [10’] In dieser Szene aus dem Film Mean Girls (2004) geht es um parallele Telefongespräche. Wie wird ein charakteristisches Element des Telefons visuell unterwandert und wozu? Ein Telefongespräch zeichnet sich dadurch aus, dass nonverbale Kommunikation nicht mitgeteilt werden, da nur akustische Signale übermittelt werden. Indem der Fokus nicht auf einer Person liegt, sondern auf allen vier, werden diese nonverbale Elemente für die Zuschauer:innen sichtbar. Zudem wird auf der Leinwand eine räumliche Nähe geschaffen, die für das Telefon eigentlich fremd ist. Die parallele visuelle Darstellung dient als Stilmittel, um die Handlung zu verdichten, die sich zunehmend zuspitzt. Aufgabe 1: Das Organon-Modell [10'] Sie haben die drei Funktionen in Karl Bühlers Organon-Modell kennengelernt. Wie sind diese drei Funktionen in der Grafik zu verorten und wie hängen sie mit dem sprachlichen Zeichen zusammen? Ein sprachliches Zeichen, das sich auf einen Gegenstand oder Sachverhalt bezieht, wird zu einem Symbol. Ein Symbol (man könnte auch Sinnbild sagen) stellt etwas dar, es hat also eine Darstellungsfunktion. Ein sprachliches Zeichen, das sich auf den Sender bezieht, zeigt an, wie es dem Sender geht. Es ist dann von einem Symptom oder Anzeichen die Rede, das eine Ausdrucksfunktion innehat. Ein sprachliches Zeichen, das sich an einen Empfänger richtet, wird zu einem Signal. Die Funktion eines Signals ist ein Appell. Im Beispielsatz «Hoppla! Schau, da ist ein Fuchs!» hat hoppla eine primäre Ausdrucksfunktion, da es die Überraschung des Senders zum Ausdruck bringt. Schau enthält eine Aufforderung, hat also in erster Linie eine Appellfunktion. Fuchs verweist auf ein Lebewesen und stellt es dar. Aufgabe 2: Ich bin du [10'] In der Kommunikation sind Missverständnisse eher die Norm als die Ausnahme. Erklären Sie das Missverständnis in der Szene aus dem Film Rush Hour 3 und was daran witzig ist. Die Verwirrung entsteht dadurch, dass Carter die Namen Yu und Mi als deiktische Pronomen you und me auffasst. Hinzu kommt, dass Yu oftmals in der 3. Person von sich selbst redet und Carter sich dadurch angesprochen fühlt. Die Mehrdeutigkeit von you and me führt zu paradoxen Aussagen: I am you oder he is me and I am you. Der komische Effekt entsteht dadurch, dass Carter diese Mehrdeutigkeit nicht durchschaut und Yu es nicht schafft, diese Mehrdeutigkeit verständlich zu machen. Aufgabe 3: Das Meme-Experiment [10'] Verstehen und Verständigung findet immer in einem Kontext statt. Überlegen Sie, weshalb es einen Instagram-Kanal braucht, der Memes erkärt und was das mit dem Wesen der Sprache und Kommunikation zu tun hat. https://www.instagram.com/p/CJ0mhHZjxM9/?igshid=12vw2u894taav https://www.instagram.com/p/CJ4DydFj7N9/?igshid=a2id1z2tpum4 Memes sind nicht immer intuitiv verständlich. Sie setzen ein bestimmtes Welt- oder Sprachwissen voraus. Im ersten Fall ist es nötig zu wissen, dass das Video Me at the zoo das erste Youtube-Video überhaupt ist. Im zweiten Fall handelt es sich um ein Wortspiel mit den Buchstaben Y und J: Yale bezeichnet eine amerikanische Elite-Universität, jail ein Gefängnis. Sprache ist fast immer ambivalent und vieldeutig. Ironie, Witz und Abgründigkeit, z.B. auch versteckte Regimekritik in politischem Kontext, basiert auf kontextgebundenem Weltwissen sowie auf einem zielgerichteten Umgang mit sprachlicher Ambivalenz. Aufgabe 4: Tödliches Missverständnis [10'] Lesen Sie den folgenden Text. Es zeigt die tragische Konsequenz mehrerer Missverständnisse auf. Warum sind Missverständnisse im Alltag selten so gravierend? Können Sie sich vorstellen, wie in der Luftfahrt kommunikative Missverständnisse vermieden werden (trotz Mehrsprachigkeit)? Obwohl Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation der Normalfall sind, sind sie selten so gravierend. Das liegt daran, dass wir sie durch Reparaturmechanismen auffangen: Wir reagieren auf Gestik, auf eine verärgerte Mail und bereinigen durch unsere Reaktion die Sache, etwa mit einer Klärung oder einer Entschuldigung. Im mehrsprachigen Kontext der Luftfahrt wurde eine spezielle «Aviation Language» entwickelt, die sicherstellen soll, dass alle Beteiligten ohne Missverständnisse miteinander kommunizieren. Die Basis bildet ein angepasstes Englisch sowie eine Vielzahl von Abkürzungen. Im vorliegenden Beispiel hat die Kommunikation durch eine Kette von Umständen nicht funktioniert. Es bestand aufgrund der äußeren Umstände (Zeitdruck, schlechte Sicht, Isolation im Cockpit) auch keine Möglichkeit eines rechtzeitigen Reparaturmechanismus, wie das der Fall ist, wenn wir jemandem eine falsche Termineinladung schicken. Aufgabe 1: (Un-)Höflichkeitsstrategien [10'] Das folgende Video zeigt einen Ausschnitt aus der zweiten Debatte zur Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Jahr 2016 zwischen den Amtsanwärtern Hillary Clinton (Demokratische Partei) und Donald J. Trump (Republikanische Partei). Schauen Sie sich das gesamte Video an (ca. 3 Minuten). Analysieren Sie das Antwortverhalten beider Kandidaten. Welche verbal-kommunikativen Strategien werden angewandt, um das Gesicht des anderen im Kontext der Publikumsfrage zu wahren oder zu verletzen? Video: https://www.youtube.com/watch?v=pJlnxbO5N2g&ab_channel=CBSNews Diskreditierung des politischen Gegenübers ist ein zentrales Ziel in der Politikdebatte. Die Publikumsfrage fordert dabei ein, dieses Ziel der Diskreditierung, der Unhöflichkeit, vorübergehend nicht zu verfolgen. Thematisch versucht Hillary Clinton bei ihrer Antwort, Trumps Wunsch nach Anerkennung zu schützen, indem sie auf die Qualitäten seiner Kinder referiert. Auf verbaler Ebene nutzt sie gleichsam «Hedging»-Ausdrücke, um den Wahrheitsanspruch ihrer Äußerung zu reduzieren («I think that says a lot about Donald.»). Trotz der eingeforderten Konventionen zur Höflichkeit übt Clinton einen offenen FTA aus («I don’t agree with nearly anything else he says or does»), der Trumps positives Selbstbild verletzt, ihn damit diskreditiert und den er vermutlich als unhöflich wahrnehmen wird. Trump nutzt wiederum seine ersten Redebeiträge, um dieses positive Selbstbild zu stärken. Trumps Bewertung («I consider this a compliment»), seine eigene Wahrnehmung der kommunikativen Wirkung von Clintons Kompliment zeigt, dass Indirektheit nicht zwangsläufig Höflichkeit bedeutet – eine zentrale Kritik an dem von Brown und Levinson formulierten Theoriegerüst. Im Gegensatz zu Clinton beantwortet Trump die Publikumsfrage mit einer Achtung des positiven Selbstbilds Clintons, ohne diesen in seinem Wahrheitsgehalt verbal abzuschwächen. Ferner übt Trump ebenso wie Clinton einen direkten FTA aus («I disagree with much of what she is fighting for»). Aufgabe 2: (Un-)Höflichkeitsstrategien: Mehr als nur das Wort [10'] Schauen Sie das Video aus Übung 1 erneut an. Achten Sie dieses Mal auch verstärkt auf para- und nonverbale Signale. Welche Rückschlüsse auf der Beziehungsebene zwischen Clinton und Trump können Sie anstellen? Video: https://www.youtube.com/watch?v=pJlnxbO5N2g&ab_channel=CBSNews Die Beziehung zu seinem Gesprächspartner und die Anwendung von Höflichkeits- bzw. Unhöflichkeitstrategien sind sowohl im Sprachgebrauch als auch auf der nonverbalen bzw. paraverbalen Ebene erkennbar. Während ihrer Komplimente nutzen beide Kontrahenten weiterhin durchgängig Pronomen der 3. Ps., um ein distanziertes Beziehungsverhältnis zu markieren. Diese Distanz wird auf der nonverbalen Ebene durch eine räumliche Distanz und Abgewandtheit beim Sprechen zusätzlich signalisiert. Aufgabe 3: Macht und Gestik auf der Weltbühne [10'] Das folgende Video wird auch in Workshops zu Körpersprache («body language») eingesetzt. Beschreiben Sie das Vorgefallene in 3 Sätzen. Warum würde Bundesrätin Viola Amherd wohl anders reagieren als Yassir Arafat, damaliger Chef der Palestine Liberation Organization (PLO), wenn ihr an der Türe der Vortritt gelassen würde? Video: https://www.youtube.com/watch?v=SxGIdkB1xvY Wie in Übung 2 bereits illustriert lassen sich Beziehung und Macht nicht nur verbal, sondern auch nonverbal (Körpersprache) zum Ausdruck bringen. Die Deutung von Körpersprache verlangt fast immer Hintergrundwissen, denn nicht jede Geste bedeutet überall das Gleiche. Für die Bühne der Weltpolitik und für die beiden Machthaber im Video gilt: Wer von jemandem durch die Tür geschoben wird, ist hierarchisch untergeordnet. Präsident Barak gestaltet hier außersprachlich die Beziehung zu seinem politischen Gegenüber. Der augenscheinliche Höflichkeitswettstreit wird durch Arafats spätere Aussagen kontextualisiert, in denen er seine Beziehung zu Barak in den Verhandlungen zugespitzt beschreibt, «Barak treated me like a slave.» Da es andererseits in der Schweizer Kultur als höflich gilt, einer Frau den Vortritt zu lassen («ladies first»), würde sich Viola Amherd hier voraussichtlich nicht daran stören, wenn ihr der Vortritt angeboten würde. Es stellt sich aber auch die Frage, ob «ladies first» nicht bereits ebenso ein Zeichen von traditioneller Machtstruktur ist. Aufgabe 4: Der Fall Bambi-Award [15'] Der folgende Filmausschnitt zeigt die Verleihung des Bambi-Awards, eines Preises für Menschen «mit Visionen und Kreativität» an den Rapper Bushido. Die Preisverleihung war damals umstritten, denn Bushidos Texte gelten zum Teil als sexistisch und gewaltverherrlichend. Schauen Sie sich den Film für 5 Minuten ab Minute 17:15 an (besonderer Fokus auf Minuten 19.20 ff). Video: https://www.youtube.com/watch?v=eZe7T18LgNI&ab_channel=Olaftology Stellen Sie einen FTA (Face Threatening Act) fest? Wenn ja: Worin besteht er, wer übt ihn aus und wie reagiert der Angegriffene darauf? Der Philosoph Richard Precht übt Bushido gegenüber einen Face Threatening Act aus: Er greift aber nicht Bushido als Person direkt an, oder mittelbar über die Qualität seiner Texte an (was zu erwarten wäre), sondern spricht dem Award seine Bedeutung ab, wodurch er Bushido bloßstellt. Bushido im Gegenzug versucht sein Gesicht zu wahren und die Anerkennung seiner Person (und Leistungen) einzufordern, indem er den Mitpreisträger des Bambis, Altkanzler Helmut Schmidt, aufruft. Aufgabe 1: Wer, wie, was? [5'] Hans Jürgen Heringers Frame-Modell postuliert, dass jede kommunikative Handlung gerahmt werden kann. Dieser Rahmen oder Frame umfasst sechs Eckpunkte, die jeweils eine zentrale w-Frage behandeln. Ergänzen Sie die folgende Abbildung mit den übrigen Eckpunkten. Aufgabe 2: Schlechte Nachrichten im Pausenraum [15'] Das folgende Video zeigt ein Gespräch im Pausenraum zwischen zwei Personen. Notieren Sie, bevor Sie es sich anschauen, drei Stichworte dazu, worüber die zwei Menschen im Pausenraum wahrscheinlich sprechen. Schauen Sie sich dann das Video an (bis ca. Minute 3). 2a. Beschreiben Sie die Gesprächssituation im Anschluss mit Blick auf Heringers Frame-Modell. 2b. Notieren Sie nun für 4 Rahmenpunkte des Frame-Modells Tipps, die Sie an die Frau für ein solches Gespräch mitgeben würden, damit es konstruktiver verläuft. 2a: 2b: Aufgabe 3: 7-38-55 [10'] Eine in Coachings oft zitierte, kommunikationswissenschaftliche Studie Albert Mehrabians postuliert, dass die kommunikative Wirkung unserer Mitteilungen zu 7% über den Inhalt, zu 38% über den Ton bzw. die Stimme und zu 55% über die Mimik und Gestik gesteuert wird (kurz: 7-38-55-Regel). Schauen Sie sich die nachfolgende Szene aus «Robin Hood: Men in Tights» an. Kann die 7-38-55 Regel auf die Szene appliziert werden? Stimmen Sie der generellen Aussage zu den Anteilen an der Wirkung von Kommunikation zu? Der König fordert seinen Diener auf, die schlechten Nachrichten positiv zu kleiden. Trotz der Einforderung dieser modalen Inkongruenz reagiert er schließlich bestürzt über die Neuigkeiten und ist gleichsam empört über die Art und Weise (den Modus), da das Lachen des Dieners einen Verstoß gegen die Normen und Erwartungen darstellt. Obwohl der Diener die schlechten Nachrichten para- und nonverbal äußerst positiv gekleidet überbringt, besitzt der Inhalt den größten Anteil an der kommunikativen Wirkung auf den König. Para- und nonverbale Elemente in der Kommunikation können einen Beitrag zur Wirkung leisten, bestimmen diesen aber nicht. Mehrabians Studie wurde – dem Autor ebenfalls missfallend – über die Zeit auf das gesamte Spektrum menschlicher Kommunikation verallgemeinert. Eine so klare Aufteilung, wie die «Regel» und der um sie existierende Mythos besagt, lässt sich nicht (kommunikations-)wissenschaftlich vertreten. 1. 2.
Man kann nicht nicht? – Zugänge zur Kommunikation, Oliver Winkler, Ursula Stadler Gamsa
Thema a Verhalten, Handeln, Kommunizieren: Wo beginnt communicare?
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema b Darstellung, Ausdruck, Appell: Wie Kommunikation gelingt
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema c Der Beziehungsaspekt in der Kommunikation: Zum Beispiel Facework
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema d Modi, Medien und mehr: Kommunikationssituationen richtig einordnen
Lösung
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Aufgabe 1: Kommunikative Schnittstellen – Transformationsaufgaben auf drei Ebenen [30'] Kommunikative Schnittstellen sind anspruchsvolle Situationen für alle Beteiligte auf allen sprachlich relevanten Ebenen. In der medialen Inszenierung werden sie gezielt genutzt. Meghan, Herzogin von Sussex, und Harry, Herzog von Sussex – Interview auf CBS News Wählen Sie fünf Schnittstellen in der Kommunikation. Was passiert bei diesen Schnittstellen, notieren Sie sprachliche Anpassungen, inhaltliche Änderungen, formale Adaptationen, stilistischen Wandel, Ko- und Kontext, Adressaten/Adressatinnen etc. Ordnen Sie die fünf gewählten Schnittstellen auf in drei Kategorien von kleinen sprachlichen Einheiten (Mikroebene) über eine mittlere Ebene (Mesoebene) bis zu großen Einheiten (Makroebene). Aufgabe 1: Diskurspraktik, Diskurspragmatik: So nehmen Sie teil an dem, was um Sie geschieht [10'] Viele Situationen bewältigen wir sprachlich unter Rückgriff auf Muster und Praktiken, die unter Umständen einen Dialog erleichtern können. Meghan, Herzogin von Sussex, und Harry, Herzog von Sussex – Interview auf CBS News Am Sonntagabend, 7. März 2021, wurde am Fernsehen auf CBS News das Interview von Oprah Winfrey mit der Herzogin und dem Herzog von Sussex ausgestrahlt. Die Herzogin und der Herzog haben ein neues Unternehmen gegründet und bewirtschaften gegenwärtig ihre Marke. Eine Zusammenfassung finden Sie auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=_4kWaiDuTYU Im gewählten Ausschnitt mit der Zeitangabe: 3:35 – 5:17 geht es um die potentielle Hautfarbe des ungeborenen «Baby Sussex» Archie Mountbatten-Windsor. Bitte schauen Sie den oben erwähnten Ausschnitt aus dem Interview an. Fallen Ihnen Muster und Praktiken auf, die beim Interview zum Tragen kommen? Konsultieren Sie für die Verankerung der Fachbegriffe «Muster» und «Praktiken» das Buch Angewandte Linguistik für Sprachberufe. Notieren Sie zu der Praktik «Interview» zwei Muster aus dem gewählten Ausschnitt. Notieren Sie zu den beiden Mustern, wo bzw. in welchen Situationen sie Ihnen diese Muster noch begegnen. Praktik: „Gespräch unter Freundinnen“, Interviewsituation, Kommunikation mit (Ex-)Royal: Die Herzogin und der Herzog von Sussex sind nicht die ersten, welche die royal family verlassen. Muster: Erzählsequenzen, Frage-Antwort, Text-Bild-Schnitte, Pausen, on-off-Stimme etc. Die Muster und Praktiken kommen ebenfalls in anderen Gesprächssituationen vor: Zum Beispiel im beruflichen Alltag, bei der Arbeit, in Pausengesprächen, wenn auch über nicht arbeitsrelevante Situationen gesprochen wird, in Bewerbungsgesprächen mit Interviewcharakter, bei Ex-Politiker*innen etc. Aufgabe 1: Muster und kulturspezifische Ausprägung: zurück zum Beispiel Höflichkeit [15'] Im Allgemeinen sind wir in kulturelle Gepflogenheiten eingebunden, in denen Muster und Praktiken spezifische, adaptierte Ausprägungen haben. Erinnern Sie sich bitte an eine Einladung mit einer gelungenen und einer misslungenen Begrüßungssequenz. Was lief schief, was ist gelungen? Bitte notieren Sie sich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Wie können Sie es mit Mustern und kulturspezifischer Ausprägung erläutern? Gelungen: Ablauf an der standardisierten Norm der jeweiligen Gruppen: Begrüssung des Gastes im privaten Kontext: Gastgeber grüsst Gast, Gäste werden vor verwandten Gästen gegrüsst, die Reinkommenden grüssen die schon anwesenden Gäste. Aufgabe 1: Reibungsverlust, Effizienz und reflektierte Praxis: Diskurspraktiken in beruflichen Profilen [15'] Sprachliche Schnittstellen verursachen unter Umständen Reibungsverluste. Der Wechsel von Genre, Textsorte und sprachlicher Ausgestaltung können aber ebenso zur Ausprägung bestimmter kommunikativer Aufgaben genutzt werden. https://www.youtube.com/watch?v=feI65rMSIgM Fokussieren Sie auf Praktiken einerseits des Off-Sprechers, andererseits auf die mediale Inszenierung von Nawalny. Welche (sprachlichen) Unterschiede können Sie wahrnehmen? Wie sind die Unterschiede zu fassen? Praktik: Kommentar, Übersetzung, Dramatisierung, Erzählung, Erläuterung des Hintergrundes, Recherche, Befragung von Experten/Expertinnen und Laien/Laiinnen als Referenz Muster: Tonhöhenverlauf, Sprachgeschwindigkeit, zeitliches Absetzen bei Übersetzung, Text-Bild-Bezüge, Akteure/Akteurinnen, Inszenierungen, Bücherwände als Hintergrund, Häuser von oben für visualisierte Recherche («ich war vor Ort»), befragte Laien/Laiinnen und Experten/Expertinnen etc. mit «Frage»-«Antwort»-Muster 1. 2.
Murphy’s Law: Kommunikative Schnittstellen, Ulla Kleinberger
Thema a Kommunikative Schnittstellen: Transformationsaufgaben auf drei Ebenen
Am Sonntagabend, 7. März 2021, wurde am Fernsehen auf CBS News das Interview von Oprah Winfrey mit der Herzogin und dem Herzog von Sussex ausgestrahlt. Die Herzogin und der Herzog haben ein neues Unternehmen gegründet und bewirtschaften gegenwärtig ihre Marke. Eine Zusammenfassung finden Sie auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=_4kWaiDuTYU
Im gewählten Ausschnitt mit der Zeitangabe: 3:35 – 5:17 geht es um die potentielle Hautfarbe des ungeborenen «Baby Sussex» Archie Mountbatten-Windsor. Bitte schauen Sie den oben erwähnten Ausschnitt aus dem Interview an.
Lösung
Thema b Diskurspraktik, Diskurspragmatik: So nehmen Sie teil an dem, was um Sie geschieht
Lösung
Thema c Muster und kulturspezifische Ausprägung: Zurück zum Beispiel Höflichkeit
Lösung
--> dazu gibt es viele Seiten im Internet, unter „Begrüssung“ und „Knigge“ zu finden.
Begrüssung im beruflichen Kontext, siehe beispielsweise: https://karrierebibel.de/begruessung/ oder https://www.business-wissen.de/artikel/begruessungsregeln-wie-begruesse-ich-mein-gegenueber-richtig/
- Überlegungen hinsichtlich Wandel der Stilnormen, „Frau“ nicht immer vor „Mann“, wie ist es mit Diversity, wie in privater Umgebung mit beruflichen Kolleg*innen.
Thema d Reibungsverlust, Effizienz und reflektierte Praxis: Diskurspraktiken in beruflichen Profilen
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Sprache und Maschine
Aufgabe 1: Wie kommt ein Wort in den Duden? Erfahren Sie, wie der Dudenverlag bei der Formulierung von Sprachnormen vorgeht – präskriptiv und deskriptiv – und wie er seine Rolle in Bezug auf die Zielnorm der deutschen Sprache sieht: https://www.youtube.com/watch?v=J5VZQBCrg3o Sehen Sie sich das Video an. In welcher Rolle sieht sich der Dudenverlag in Bezug auf die Standardsprache: Von welchem Normverständnis – einem präskriptiven oder deskriptiven – geht der Dudenverlag aus? Was bedeutet das für die Nutzung des Dudens in Sprachberufen? Für die Aufnahme neuer Wörter und grammatischer Strukturen greift der Dudenverlag deskriptiv auf ein Korpus zurück. Aufgabe 2: Der Rat für deutsche Rechtschreibung Lernen Sie die Aufgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung bei der Formulierung von Zielnormen und Kodifizierung der deutschen Standardsprache kennen: https://www.rechtschreibrat.com Sehen Sie sich die Webseite an. Wie setzt sich der Rat für deutsche Rechtschreibung zusammen und was sind seine Aufgaben? Aufgabe 3: Wie gut kennen Sie die Sprache der «Neuen Zürcher Zeitung»? Lernen Sie im Quiz, wie die Neue Zürcher Zeitung mit Varianten der Zielnorm umgeht: Zeitungen brauchen für eine einheitliche Sprache Regeln. Die «Neue Zürcher Zeitung» hat sich einen sprachlich-technischen Leitfaden gegeben, in dem geregelt ist, wie Begriffe, Namen oder Städte von der Redaktion geschrieben werden. Folgen Sie dem Link und erfahren Sie mehr über die sprachlichen Eigenheiten der Neuen Zürcher Zeitung. Aufgabe 1: Die Zwiebelfisch-Kolumne Lernen Sie in den Zwiebelfisch-Kolumnen, wie Zielnormen und Sprachgebrauchsnormen ineinandergreifen: https://bastiansick.de/category/kolumnen/zwiebelfisch/ Lesen Sie einige Zwiebelfisch-Kolumnen von Bastian Sick. In den Zwiebelfisch-Kolumnen kommentiert Bastian Sick deskriptiv aktuellen Sprachgebrauch. Konkurrierende Varianten erklärt er linguistisch und historisch und gibt zum Teil Empfehlungen ab, welche Variante bevorzugt zu verwenden ist (präskriptiv), ohne jedoch absolut eine Zielnorm zu formulieren. Aufgabe 2: Against the Rules with Michael Lewis: The Alex Kogan Experience Erfahren Sie in «The Alex Kogan Experience», welchen Stellenwert die deskriptive Sprachbetrachtung bei der Entstehung von Regelwerken haben kann und warum die Verletzung von Zielnormen, die eigentlich präskriptiv, d.h. vorschreibend sind, manchmal die «bessere» Lösung ist. https://www.pushkin.fm/podcasts/against-the-rules/the-alex-kogan-experience Da viele der Angestellten den Strichpunkt präferierten, das hatte eine deskriptive Erfassung des gängigen Sprachgebrauchs ergeben, blieb die Bank bei ihrer «falschen» Interpunktion, d.h. sie orientierte sich an der Sprachgebrauchsnorm der Angestellten. Aufgabe 3: Sprachpantscher des Jahres Erleben Sie auf der Webseite des Vereins Deutsche Sprache, wie sprachpflegerische Organisationen argumentieren: https://vds-ev.de/pressemitteilungen/tagesschau-und-heute-nachrichten-sind-die-sprachpanscher-2020/ Lesen Sie die aktuelle Pressemitteilung zur Wahl der Sprachpanscher des Jahres. Welche Themen sind für den sprachpflegerischen Verein Deutsche Sprache bei der Wahl ausschlaggebend? Auf welche Argumente stützt er sich? Aufgabe 1: Tagesschau von Schweizer Radio und Fernsehen Lernen Sie am Beispiel der Tagesschau des SRF, wie die Kommunikationsbedingungen den Sprachgebrauch und damit das Wechselspiel von Zielnormen und Sprachgebrauchsnormen prägen: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/tagesschau?id=ff969c14-c5a7-44ab-ab72-14d4c9e427a9 Schauen Sie sich eine Sendung der Tagesschau des Schweizer Radio und Fernsehens an. Welche Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien beobachten Sie? An welchen Normen orientieren sich die Sprecher*innen? Kommunikationsbedingungen: Versprachlichungsstrategien: Aufgabe 2: Einfach komplizierte Kommunikation via WhatsApp & Co Reflektieren Sie anhand des Blogbeitrags, wie die Online-Kommunikation in Messenger-Diensten Ihren Sprachgebrauch beeinflusst: https://webcare.plus/whatsapp/ Lesen Sie den Blogbeitrag. Welchen Einfluss haben Messenger wie «WhatsApp» oder «Signal» auf Ihren Sprachgebrauch? Reflektieren Sie auf der Grundlage des Beitrags Ihren persönlichen Sprachgebrauch über Messenger-Dienste und die Auswirkungen auf die professionelle Kommunikation in Sprachberufen. Prüfen Sie verschiedene Messenger-Chats (mit verschiedenen Adressat*innen) auf die Verwendung folgender kommunikativer Elemente: Beim Einsatz von Messenger-Diensten in der beruflichen Kommunikation können die Elemente aus der privaten Messenger-Kommunikation auch verwendet werden. Jedoch müssen die Elemente – bzgl. Emotionalität, Sachlichkeit, Verständlichkeit u.ä. – genau auf die Adressat*innen und auf die zu vermittelnde Botschaft abgestimmt sein. Aufgabe 3: Sprachliche Normen in einer Kultur der Digitalität Erfahren Sie im folgenden Beitrag, wie sehr die Möglichkeiten der Online-Kommunikation den Sprachgebrauch prägen: Lesen Sie den Blogbeitrag von Philippe Wampfler. Prüfen Sie, wie Sie mit den beschriebenen Aspekten (Automatismen, Algorithmen, neue Möglichkeiten usw.) in Ihrem Sprachgebrauch umgehen und ob diese Ihren Sprachgebrauch und die professionelle Kommunikation beeinflussen. Folgende Fragen können bei der Überprüfung hilfreich sein: In der professionellen Kommunikation: Aufgabe 1: Jugendsprache unter Peers Erleben Sie die Besonderheiten einer jugendsprachlichen Nonstandardvarietät: Hören Sie sich die Audioaufnahme eines Gesprächs unter Schweizer Jugendlichen an*. Das Transkript mit einer interlinearen Übersetzung ins Standarddeutsche hilft Ihnen dabei. Welche Besonderheiten im Sprachgebrauch und in der Kommunikation beobachten Sie? Welche Zielnormen werden in dieser Nonstandardvarietät verletzt? Transkript zur Aufnahme eines Beispiels Deutschschweizer Jugendsprache mit interlinearer Übersetzung Schweizerdeutsch–Standarddeutsch: http://backup-inguistik.krauthammersolutions.ch/wp-content/uploads/2021/07/BspDeutschschweizerJugendsprache.pdf Besonderheiten im Sprachgebrauch Jugendsprachliche Elemente: Aber auch: Kommunikative Funktion: Aufgabe 2: TV((4))TNG: TV4TNG Re-Launch Erleben Sie den medial geprägten Sprachgebrauch von Jugendlichen – im Vergleich zur jugendsprachlichen Nonstandardvarietät: https://www.youtube.com/watch?v=9Y2kTaa__P0 Schauen Sie sich den Beitrag des Jugendfernsehens und Radios TV((4))TNG an. Wie machen Jugendliche in der Schweiz Medien? Vergleichen Sie den Sprachgebrauch in diesem medialen Kontext mit der informellen Kommunikation aus dem vorherigen Beispiel. Welche Sprachgebrauchsnormen gelten hier? *Mit freundlicher Genehmigung von Fabienne Tissot, Stephan Schmid und Esther Galliker, welche das Gespräch im Rahmen des SNF-Projekts Jugendsprache in der Deutschschweiz (2006-2008) an der ZHAW erhoben und transkribiert haben. Das Transkript mit ausführlicher Diskussion findet sich in: Tissot, Fabienne; Schmid, Stephan & Galliker, Esther (2011). Ethnolektales Schweizerdeutsch: soziophonetische und morphosyntaktische Merkmale sowie ihre dynamische Verwendung in ethnolektalen Sprechweisen. In Glaser, Elvira; Schmidt, Jürgen Erich; Frey, Natascha (Hrsg.), Dynamik des Dialekts – Wandel und Variation. Akten des 3. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD) (Vol.144, 319–344). Stuttgart: Steiner. [zit. 3.9.2021] 1. 2. Diskussion | Präskription und Deskription im Duden [20'] Der Duden geht von einer «bundesdeutschen» Zielnorm aus, die als «gültige» deutsche Standardsprache gesetzt wird. Wörter wie Tagesordnung sind deshalb unmarkiert (=Normalform, implizit präskriptiv), obwohl sie in der Schweiz nicht verwendet und auch nicht unbedingt verstanden werden. Varietäten (umgangssprachlich, schweizerisch, jugendsprachlich usw.) werden als Abweichung von der – höher gewichteten – Zielnorm markiert. Neue Wörter auch aus Nonstandardvarietäten werden aufgenommen (Bsp. chillen): deskriptiv, Ausdruck von Sprachwandel. Dies stellt einen gewissen Widerspruch dar, da diese eigentlich dadurch charakterisiert sind, dass sie nicht kodifiziert sind. Durch die Aufnahme verlieren diese Wörter ihre gruppenkonstituierende Funktion.
To be or not to be: Sprachnormen online und offline, Christa Stocker
Thema a Kodifizierung und Standardsprache: Warum Sprache offline mehr Normen braucht
Lösung
Aus dem im Korpus beobachteten Sprachgebrauch leitet die Redaktion eine Zielnorm ab und schreibt vor (präskriptiv), was «richtiger» Sprachgebrauch ist.
Sprachprofis können sich im Beruf auf den Duden stützen, wenn sie die Zielnorm einhalten wollen. Sie finden darin aber nicht alle Varianten, die im Sprachgebrauch auffindbar sind.
Lösung
Lösung
Thema b Prä- und deskriptive Normen: Wenn sich Regeln im Sprachgebrauch von selbst verändern
Lösung
Lösung
Lösung
Thema c Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Norm: Wie neue Medien alte Grenzen verwischen
Lösung
Lösung
Lösung
«Digitale Plattformen errechnen Normen aus der Sprachverwendung unzähliger Menschen (und Maschinen). Autoritäten wie Garner (oder Duden oder Nerius) verlieren ihren Einfluss, intransparente Berechnungsverfahren gewinnen an Einfluss.»
Thema d Nonstandardvarietäten: Gezielte Abweichung ja, Anbiederung nein
Lösung
Hinweis: TV((4))TNG sendet ausschließlich in Dialekt.
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Lösung
Lösung
Übungen zu den Begriffen Sprachtechnologien und Digital Literacy Aufgabe 1: Das PONS-Experiment (PONS Wörterbuch vs. PONS-Textübersetzung) [10'] Erleben Sie im PONS-Experiment, wie sich die digitalen Hilfsmittel unterscheiden und ergänzen. Gehen Sie auf https://de.pons.com/ Dort werden u. a. zwei Funktionen angeboten: Online-Wörterbuch und Textübersetzung. Geben Sie folgende Wörter und Ausdrücke sowohl im Wörterbuch als auch in der Textübersetzung ein. Die Zielsprache kann Englisch oder eine andere Sprache sein, aber dieselbe für beide Funktionen. Auf der Grundlage dieser Unterschiede und Informationen überlegen Sie nun, wann die Wörterbuch-Funktion nützlicher ist und wann die Textübersetzung am sinnvollsten ist. Für das Adjektiv "hoch" bietet die Wörterbuchfunktion Äquivalente in Englisch, kategorisiert nach Fachgebiet. Informationen zur Verwendung und Bedeutung ("zeitlich fortgeschritten, Bezeichnung der Potenz) sind zu finden, sowie morphologische Angaben. Für alle Äquivalente auf Englisch kann man beim Klicken auf den kleinen Lautsprecher hören, wie sie ausgesprochen werden. Schließlich werden Beispiele zur Verwendung im Kontext aus dem PONS Wörterbuch (von der Redaktion validiert) und aus dem Internet (nicht überprüft) angegeben. Bei der Textübersetzungsfunktion wird das Adjektiv "hoch" bei der automatischen Spracherkennung als Schwedisch eingestuft (Stand: April 2022). Es wird als "High" übersetzt, ohne weitere Angabe. Es ist möglich, das Wort hineinzudiktieren und auch die Aussprache des Wortes zu hören, indem man die kleinen Icons unten anklickt. Aufgabe 2: Wörter im Kontext [5'] Mit dem Beispiel „Wörter im Kontext“ sehen Sie, wie wichtig Kontextinformationen beim Nachschlagen einzelner Wörter sind. Gehen Sie auf www.linguee.de oder https://context.reverso.net/%C3%BCbersetzung/deutsch-englisch/ und geben Sie «Bank» als Suchwort ein. Inwieweit helfen Ihnen die angezeigten Beispiele? Bei Reverso Context werden Beispiele angezeigt, wo Bank mit bank oder mit bench übersetzt wird. Im Satzkontext ist dann ersichtlich, wann welches Wort verwendet wird. Erhalten Sie Einblicke in die Arbeit von professionellen Übersetzenden und ihre Sprachtechnologien. Schauen Sie sich das kurze Video an, das die Funktionsweise von CAT-Tools illustriert. Erläutern Sie anhand des Videos, wie CAT-Tools Übersetzende bei ihrer Arbeit unterstützen und warum sie zu grösserer Effizienz in der Übersetzungstätigkeit und zu einer besseren Einheitlichkeit der übersetzten Texte beitragen? CAT-Tools können bereits übersetzte Texte speichern. Wenn ähnliche Texte wieder übersetzt werden sollen, können CAT-Tools Übersetzenden aus diesem Textspeicher Lösungen vorschlagen. Dadurch können Übersetzende schneller arbeiten und es werden ähnliche Wörter und Sätze auch ähnlich übersetzt. Aufgabe 4: Fall DeepL in der schweizerischen Bundeskanzlei [5'] Lesen Sie im Fall „DeepL in der schweizerischen Bundeskanzlei“, wie Mythen um das Thema KI entstehen. https://www.tagesanzeiger.ch/roboter-uebersetzt-bundesreglemente-200422630126 Lesen Sie die Schlagzeile (und den Artikel als PDF) der Sonntagszeitung. Welche Gedanken und Gefühle erweckt sie? Lesen Sie die Stellungnahme der Bundeskanzlei dazu. Welchen Schluss ziehen Sie daraus zum Umgang mit KI in der Öffentlichkeit und im professionellen Kontext? Die Schlagzeile macht Angst, indem das Gefühl vermittelt wird, dass Roboter die Gesetze schreiben, an welchen sich Menschen halten müssen. Die Vorstellungen, die sie hervorruft, sind mit Science-Fiction Dystopien verbunden. Die Bundeskanzlei wird dabei als inkompetent dargestellt, indem sie diesen Weg einschlägt. Die meisten über 15-Jährigen sind am häufigsten in Kontakt mit der eigenen Muttersprache oder Haussprache. Am zweithäufigsten verwenden sie Englisch, wobei Englisch nur höchstens knapp unter 50% ausmacht. Das bedeutet, dass die Hälfte der Bevölkerung auch nicht Englisch regelmäßig verwendet. Die anderen Sprachen sind bei 20% oder 10%. So sehen wir, dass die Mehrsprachigkeit der Schweiz nicht unbedingt für die Individuen gilt. Quelle: https://csa-research.com/Featured-Content/Global-Growth/CRWB-Series/CRWB-B2C#10Facts Welche Bedeutung haben die fünf Zahlen aus der Abbildung («Can't Read Won't Buy in Figures») für die Kommunikationsberufe? 65% "Prefer content in their language – even if it's in poor quality": Mehrsprachige Kommunikation kann nur bedingt erfolgen, wenn lediglich auf Englisch als lingua franca gesetzt wird. 67% "Tolerate mixed languages on a website": Mehrsprachigkeit gehört mittlerweile zur Gestaltung digitaler Inhalte. 73% "Want product reviews in their language": Hier sehen wir die Dimension der Lokalisierung. Wir identifizieren uns mit anderen Nutzer*innen im Netz durch eine gemeinsame Sprache. 66% "Use online machine translation": Es bedeutet, dass wenn ich etwas ins Internet stelle (Website, Post, usw.), eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass es irgendwann maschinell übersetzt wird (und vielleicht nicht korrekt). 40% "Will not buy in other languages": Zwar sind es weniger als die Hälfte der Respondenten, jedoch sehen wir, dass die Sprache, in der ein Produkt geworben wird, mitentscheidet. Ohne rezeptive Mehrsprachigkeit können Deutschschweizer Journalisten immer nur die deutschsprachige Perspektive berichten und gesamtschweizerische Phänomene nicht abdeckend untersuchen. Im Fall «Duzen oder Siezen in der Schweiz» erfahren Sie, wie sich kulturelle Unterschiede selbst innerhalb eines Landes in der Sprache widerspiegeln. Mehrsprachigkeit in der beruflichen Kommunikation setzt Kulturwissen voraus. Lesen Sie den Text auf der Webseite oder hören Sie den Anfang des Radiobeitrags auf Französisch, um Einblicke in die Frage von Duzen und Siezen in den verschiedenen Sprachregionen zu bekommen: Radiobeitrag auf Französisch oder Webseite auf Deutsch Übungen zu den Begriffen Aliniierung, Kontext und GIGO Aufgabe 1: Die Logik hinter maschineller Übersetzung [5'] Mit der Aufgabe «Die Logik hinter maschineller Übersetzung» sehen Sie, wie genau die Maschine Wörter in verschiedenen Sprachen aligniert. Auf der Seite des Online-Wörterbuchs Linguee sehen Sie, wie Textauszüge aliniert dargestellt werden. Diese bilden u.a. die Basis für die maschinelle Übersetzung von DeepL. Im April 2022 waren die Ergebnisse wie folgt: Im ersten Eintrag ist "guidance" gelb markiert – aber auch "recommendations" ist leicht gelb hinterlegt. Dennoch entspricht nur "guidance" "Handreichung" in diesem Satz. Im dritten Satzbeispiel besteht auch keine klare Übereinstimmung. In den anderen Sätzen stimmt die Markierung überein. Im Satz haben u.a. die Wörter „Schlüssel“ und „Ritter“ einen Einfluss auf die Übersetzung von „Schloss“. Es wird kontextualisiert übersetzt. Der erste Satz endet mit „Schloss“. Es gibt dann keine Anhaltspunkte, um kontextualisiert zu übersetzen. Im zweiten Satz hingegen hilft „König“, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Aufgabe 3: GIGO [10'] Mit dem Fall «GIGO» sehen Sie, welchen Einfluss die menschlich produzierten Texte auf die maschinelle Übersetzung haben. Schauen Sie sich das kurze Video auf Youtube an und überlegen Sie, was "fawlty data" für maschinelle Übersetzungsprogramme sein könnte. https://www.youtube.com/watch?v=1NQWJjgi-_k&t=116s Es könnten schlechte menschliche Übersetzungen in die Trainingsdaten aufgenommen sein, oder auch ältere, schlechte maschinelle Übersetzungen. Aufgabe 4: Google Translate und meine Inhalte… [5'] Mit der Aufgabe «Google Translate und meine Inhalte…» erfahren Sie, wie Daten bestehend aus Texten zu Handelswaren werden. Lesen Sie den Abschnitt Nutzungsbedingungen –> Lizenz –> Rechteeinräumung und Zwecke aus den Google-Nutzungsbedingungen: https://policies.google.com/terms?hl=de#toc-permission Was darf Google alles mit unseren Daten machen? Google darf so ziemlich alles mit den Daten machen. Übungen zu den Begriffen Maschinelle Übersetzung und Machine Translation Literacy Aufgabe 1: Fall «Facial Recognition Technologies» [5'] Im Fall «Facial Recognition Technologies» sehen Sie, wie Maschinen Stereotypen und Biases unserer Gesellschaft aufnehmen und verschärfen. Sehen Sie sich diesen Video-Beitrag an (vor allem das Kurzvideo ab 00:48) und überlegen Sie, wie sich dieses Problem auf maschinelle Übersetzung übertragen lässt. Wenn zu viele Texte mit bestimmten Merkmalen in den Trainingsdaten vorhanden sind, werden diese Merkmale überproportional vertreten. Zum Beispiel wird das US-amerikanische Wort "subway" vielleicht öfters vorgeschlagen als das britische "underground", oder das deutsche Wort "grillen" (DE) wird verwendet, anstatt "grillieren" (CH), so wie es eigentlich in der Schweiz heißen müsste. Im April 2022 waren die Ergebnisse: Der Gender Bias zeigt sich, indem bei unklarer Geschlechtszuordnung in a) das Maskulin gewählt wird, und in b) und c) das Adjektiv jeweils zu einer stereotypisierten Zuordnung führt. Aufgabe 3: False fluency [10'] Mit der Aufgabe «False Fluency» erleben Sie, wie maschinell übersetzte Texte unberechenbare Fehler enthalten können. Sehen Sie sich folgendes Bild an. Es handelt sich um eine Hilfsseite der Firma Microsoft, zum Tool Microsoft Teams. Finden Sie den Übersetzungsfehler? Es sollte statt "Völker" "Personen" stehen. Das geschulte Auge wird schnell sehen, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine falsche Übersetzung vom englischen "people" handelt. Der Fehler ist aber unvorhersehbar und der Text sonst so gut und leserlich, dass man den Fehler leicht übersieht. Allerdings weist Microsoft immer auf seinen Hilfsseiten darauf hin, dass es sich um automatische Übersetzungen handelt. Das hilft, den Text mit einem besonderen Augenmerk zu lesen. Aufgabe 4: False fluency und falsche Erkenntnisse [10'] Im Fall «False Fluency und falsche Erkenntnisse» erleben Sie, wie maschinell übersetzte Texte durch unbemerkte Fehler neue bzw. falsche Informationen erschaffen können. Sehen Sie sich folgendes Bild an. Dort steht, dass Fotografie "einfaches Schreiben" bedeutet. Allerdings steht auf der Seite www.dwds.de, dass Fotographie von "phos" (Licht) und "grafie" (Beschreibung) stammt. Wie erklären Sie den Fehler auf dem Bild? Es handelt sich um eine Fehlübersetzung aus dem Englischen, wie in diesem Bild ersichtlich: Das Problem ist, dass der deutsche Text nirgendwo als Übersetzung (und erst recht nicht als maschinelle Übersetzung) gekennzeichnet ist. Daraus schließen unwissende Leser*innen falsche Informationen. Aus einem Fun Fact werden Fake News… Übungen zu den Begriffen Text und Machine Translation Literacy Aufgabe 1: Textsorten [15'] Mit der Aufgabe «Textsorten» überlegen Sie, welche Konsequenzen die sprachlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Texten für die maschinelle Übersetzung haben können. Unter den folgenden Links können Sie verschiedene Textsorten finden: Medienmitteilungen, Gesetzestexte, medizinische Fachartikel und einen Songtext. Schauen Sie sich die Texte an, die Sie auf den Webseiten finden können und überlegen Sie: Wie unterscheidet sich die Sprache in den verschiedenen Textsorten? Wie unterscheiden sich diese Texte im Aufbau? Welche unterschiedlichen Ziele werden mit diesen Texten verfolgt? Presseportal Schweiz - Presse- und Medienmitteilungen - PPS Pressedienst (presseportal-schweiz.ch) Hier finden Sie Medienmitteilungen zu aller Art von Themen. Gesetze im Internet - Gesetze / Verordnungen (gesetze-im-internet.de) Hier können sie unter den verschiedenen Buchstaben Gesetztestexte zu verschiedenen Themen finden. Hier müssen sie einen Begriff aus dem Bereich Medizin eingeben, um Texte zu finden, die mit diesem Thema zu tun haben. Songtext von Udo Jürgens - Merry Christmas Allerseits Lyrics (songtexte.com) In Pressemitteilungen findet sich vor allem Gemeinsprache, in Gesetzestexten und medizinischen Fachartikeln finden sich fachsprachliche Ausdrücke. Pressemitteilungen sollen sich schnell lesen lassen, während Gesetzestexte recht schwerfällig geschrieben sind. Gesetztestexte sind in Paragraphen unterteilt, während die anderen Texte als Fließtext verfasst sind. Der Songtext verfolgt ein anderes Ziel als die restlichen Texte, die vor allem Information transportieren sollen. Er spielt mit der Sprache, bricht Regeln und unterhält dadurch die Leser*innen und Hörer*innen. Aufgabe 2: Fall Facebook führt zur Verhaftung [5'] Im Fall «Facebook führt zur Verhaftung» erfahren Sie, welche Konsequenzen eine Fehlübersetzung für das Leben eines Menschen haben kann. Lesen Sie folgenden Artikel zum Fall "Facebook führt zur Verhaftung". Aufgabe 3: Fall Facebook beleidigt Präsidenten [5'] Im Fall «Facebook beleidigt Präsidenten» erfahren Sie, welche Konsequenzen eine Fehlübersetzung für die weltpolitische Lage haben kann. Lesen Sie folgenden Artikel zum Fall "Facebook beleidigt Präsidenten" Aufgabe 4 : Puzzle MT Literacy [10'] Mit der Aufgabe «Puzzle MT Literacy» erfahren Sie auf spielerische Weise, was sich hinter dem Begriff «Machine Translation Literacy» versteckt. Lösen Sie das Puzzle! Übungen zu den Begriffen Sprachmittlung, menschlicher Mehrwert, Kreativität und Konventionen Aufgabe 1: Sind das Übersetzungen? [5'] Mit der Aufgabe «Sind das Übersetzungen» erleben Sie, was die Kernaufgabe beim Übersetzen wirklich ist. Lesen Sie ein paar Redewendungen auf dieser Seite: https://kreativeseite.com/2017/10/01/denglische-sprueche-80-lustige-wortwoertlich-uebersetzte-redewendungen-ins-englische/ Warum ist diese Auflistung überhaupt lustig? Es handelt sich um Wort-für-Wort Übertragungen von deutschen Sprüchen, die einen hohen metaphorischen Wert haben, ins Englische. Durch den Sprachwechsel verlieren sie komplett ihre Bedeutung, aber Deutsche Muttersprachler können sie wieder erraten. Es zeigt, dass Übersetzen vielmehr ist als nur Wörter einzeln umzuschreiben. Aufgabe 2: Experiment mit Sprichwörtern [10'] Mit der Aufgabe «Experiment mit Sprichwörtern» sehen Sie, wie künstliche Intelligenz und menschliche Lexikographen unterschiedlich mit Sprichwörtern umgehen. https://translate.google.com/?hl=de bzw. https://www.deepl.com/translator Geben Sie folgende englische Sprichwörter und Redewendungen in Google Translate bzw. DeepL ein. Was beobachten Sie? Aufgabe 3: Asterix [10'] Mit dem Fall «Asterix» sehen Sie, welchen hohe Stellenwert der menschliche Mehrwert wie Kreativität und Kulturkenntnisse bei der Übersetzungsarbeit haben können. Sehen Sie sich folgende Tabelle zu den Namen der wichtigsten Asterix-Figuren: https://www.comedix.de/lexikon/special/international.php Welche Versionen finden Sie besonders kreativ? Der englische Name des Barden, Cacofonix, ist eine Anspielung auf sein mangelndes musikalisches Talent. Das schwedische Senilix für den Dorfältesten Methusalix ist auch besonders kreativ. Aufgabe 4: MT und Höflichkeit [10'] Mit der Aufgabe «MT und Höflichkeit» erleben Sie, wie maschinelle Übersetzung mit kulturspezifischen Höflichkeitsformen umgeht. Denken Sie an eine Situation aus Ihrem Leben, in der Sie besonders höflich sein wollten und in der Ihnen die Reaktion Ihres Kommunikationspartners oder Ihrer Kommunikationspartnerin besonders wichtig war. Formulieren Sie diesen Dialog oder Schriftwechsel nochmals (oder etwas Ähnliches) und übersetzen Sie diesen Text mit einem online zugänglichen maschinellen Übersetzungstool. Hätte der übersetzte Text in dieser Situation seinen Zweck erfüllt und hätten Sie ihn gerne (ohne Überarbeitung) verwendet? Übungen zum Begriff Sprachindustrie Bei der Website von ACT werden z.B. Übersetzungen, Lektorat, Transkreation, Lokalisierung, Post-Editing, Fremdsprachensatz, Dolmetschen und Digitales Marketing angeboten. Es werden viele Sprachmittler*innen gebraucht, die untertiteln, audiodeskribieren und Gebärde dolmetschen. Das Auftragsvolumen ist groß, weil 70% der Programme für Seh- und Hörbehinderte zugänglich gemacht werden müssen, auch Nachrichten, die täglich neu aufgenommen werden. 2017 wurde das Einfuhrgesetz von Lebensmitteln in die Schweiz so verändert, dass die Produkte nicht mehr in allen Landessprachen beschriftet werden sollen (Norm). Dadurch werden viele Lebensmittel aus Deutschland in der Romandie verkauft – aber ohne französische Begleittexte. Wichtige Informationen werden so der nicht-deutschsprachigen Kundschaft vorenthalten (Informationszugang). Offizielle Stellen raten deshalb im Zweifelsfall zum Verzicht auf den Kauf, so dass diese Kundschaft "verloren geht" (Markterschließung). Übungen zum den Begriffen Sprachmittlung und Sprachindustrie Transcreator*innen müssen kreativ mit Sprache umgehen und mit ihr spielen können, um effektreiche und innovative Formulierungen zu finden. Außerdem müssen Sie wissen, was in der Kultur, in der diese Werbeslogans gezeigt werden als angemessen, und was als Tabubruch gilt. Schlüsselkonzepte: globalization, localization, internationalization Themenbereiche: Why there is a language industry - what drives it - the way the language industry is structure - how it serves its clients - the growing importance of artificial intelligence (AI) - the role and value-adding of humans in the loop Lesen Sie den Aufsatz zum Thema Machine Translation Literacy von Lynne Bowker (Bowker, 2020, https://doi.org/10.1080/08963568.2020.1794739). Schreiben Sie dann kurz auf, was Machine Translation Literacy in Ihrem zukünftigen Beruf bedeutet. Selbsttest [10'] 1. 2.
Mehrsprachigkeit und Technologie: Who’s lost in translation? Alice Delorme Benites, Caroline Lehr
Thema a Mit Google Translate und CAT-Tools: Technologiegestützte mehrsprachige Kommunikation
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Die Stellungnahme der Bundeskanzlei zeigt auf, welche Technologien bei welchen Schritten getestet wurden. Sie klärt darüber auf, wie genau die Zusammenarbeit zwischen menschlicher Intelligenz und künstlicher Intelligenz ablaufen wird.
Dieses Beispiel zeigt, dass es immer wichtiger ist, über den Einsatz von KI klar zu sprechen und deutlich zu machen, inwieweit dieser in einem von Menschen gesteuerten Kommunikationskontext erfolgt. Mythen und Übertreibungen entstehen bei der Erwähnung von KI sehr schnell.
Thema b Mehrsprachigkeit in Berufsfeldern: Luxus, Problem oder Chance?
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema c Deep Learning und Big Data: Was hinter KI-Lösungen steckt und was sie können
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema d Algorithmischer Bias und Gender Bias: Probleme maschineller Übersetzung
https://www.youtube.com/watch?v=UG_X_7g63rY
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema e Pre- und Post-Editing: Wofür KI-Lösungen eingesetzt werden können
Lösung
Thema f Kontext, Kreativität und interkulturelle Kompetenz: Der menschliche Mehrwert im Sprachberuf
Lösung
Lösung
Thema g Die Sprachindustrie heute – Berufsprofile und Entwicklungen
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Lösung
Thema h Der Mensch in der Sprachindustrie – Kompetenzen und Berufsrollen
Lösung
Lösung
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Sprache und Zukunft
Aufgabe 1: Doing Gender [10'] Der Begriff ‚Doing Gender‘ bezeichnet also den engen Zusammenhang zwischen dem, wie wir sprechen, uns verhalten oder geben und der Wahrnehmung unserer Geschlechtsidentität. Das Video Women vs Men von Bruno Bozzetto thematisiert bestimmte Verhaltensweisen, die häufig mit Geschlechtsunterschieden assoziiert werden und daher als Beispiele für ‚Doing Gender‘ verstanden werden können. Sehen Sie sich das Video an. Was wird hier als 'Doing Gender' sichtbar gemacht? Der Videoclip nutzt in karikaturistischer Weise als Animation Stereotype über typisch männliches und typisch weibliches Verhalten, bezogen auf gesellschaftliche Alltagssitutionen. Genderunterschiede werden überdeutlich, karikierend-ironisch gezeigt. Die gezeigten Verhaltensweisen sind als Doing Gender verstehbar, als Ausagieren von genderspezifischen Verhaltensweisen, über die ein gesellschaftlich geteiltes Wissen besteht (in europäischen und anglosächsischen Gesellschaften). Interessanterweise haben Stereotype oft einen "wahren Kern", deshalb können wir uns wenigstens teilweise wiedererkennen, oder aber denken sofort an Situationen, die wir schon erlebt haben. Die Stereotype repräsentieren ein gesellschaftlich geteiltes Wissen (in europäischen Gesellschaften) mit dem Bezug auf historisch gewachsene Vorstellungen über das, was Männer ausmacht, und das, was Frauen ausmacht. Wir können uns auch vorstellen, welchen Effekt es hätte, wenn eine weiblich gekennzeichnete Figur die gezeigten männlichen Verhaltensrepertoires ausagieren würde. Aufgabe 2: Doing Gender im Beruf [10'] ‚Doing Gender‘ hat einen Einfluss darauf, ob wir als professionell oder kompetent wahrgenommen werden. Wir können diesen Einfluss jedoch mitbestimmen: indem wir Geschlechterstereotype unterlaufen oder mit ‚Undoing Gender‘ neue Akzente setzen. Reflektieren Sie die Bedeutung von 'Doing Gender' für Ihre Berufsperspektive. Wie können Sprachberufe und Berufe im Dienstleistungssektor mit ‚Un/Doing Gender‘ umgehen? Das Inszenieren einer Geschlechtsidentität als Frau oder das Unterlaufen von klassischen Stereotypen der Geschlechtsidentität, beides kann in unterschiedlichen beruflichen Situationen eine Rolle für eine professionelle Selbstdarstellung spielen. Wenn Sie an das Beispiel der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher denken: in politischen Ämtern und in Führungspositionen kann es Frauen helfen, Doing Gender eher in Richtung männlich assoziierter Verhaltensweisen zu inszenieren. Das Business-Kostüm oder der Powersuit in der amerikanischen Geschäftswelt sind Ausdrucksmittel des Doing Gender, um ein Bild einer starken Frau zu inszenieren. Die tiefe Sprechstimme und Modulation von deutschen Radiomoderatorinnen und Fernsehsprecherinnen ist ein anderes Beispiel, bei dem Genderstereotype unterlaufen werden und Doing Gender als Sichtbarkeit von Geschlechtsidentität mit Attributen inszeniert wird, die traditionell mit dem männlichen Doing Gender assoziiert werden. Undoing Gender, d. h. das aktive Absehen von Geschlechtsidentität und Geschlechterstereotypen kann gerade beim Lehren, Coachen und Beraten im Kontakt mit Klient:innen oder Kund:innen eine Rolle spielen. Es ist eine (auch situativ vielleicht unterschiedlich ausfallende) Entscheidung, ob man sich stärker entlang gesellschaftlicher Geschlechterstereotype inszeniert oder diese unterläuft. Aufgabe 1: Sind Experten immer männlich? [10'] Gleichstellung ist nicht nur ein rechtliches und politisches Anliegen, sie findet ganz wesentlich sprachlich-kommunikativ statt. Eine gendergerechte, inklusive Sprache dient dazu, diskriminierungsfrei alle Personen als Teil der Gesellschaft zu benennen und sichtbar zu machen. Wie können einzelne Formulierungen der Gleichstellung dienen und Vorstellungen über die gesellschaftliche Realität prägen und verändern? Lesen Sie dazu bitte das folgende Beispiel, das als Fußnote in eine wissenschaftliche Arbeit eingefügt wurde: "Die Verfasserin hat eine genderneutrale Sprache verwendet. Lediglich beim Begriff Expert*in hat sie im Sinne der Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet. Gemeint sind alle Gender." Was spricht dagegen, diese Lösung zu verwenden? Orientieren Sie sich zu Argumenten z.B. unter https://www.mentorium.de/warum-gendern-wichtig-ist/ [29.04.2022] Es ist erwiesen, dass Männer und Frauen gleichermaßen sich überwiegend männliche Personen vorstellen, wenn nur die männliche Personenbezeichnung genannt wird. Überprüfen lässt sich das leicht, wenn man z.B. Personen folgenden Satz vorlegt: "Ein Wissenschaftler hat in Neu-Guinea eine bislang unbekannte Vogelart entdeckt." – Die meisten Menschen stellen sich einen Mann vor. Damit Frauen auch als Expertinnen sichtbar werden, ist es wichtig, die männliche und die weibliche Form jeweils angemessen zu verwenden. Wenn man von der Bedeutung des Geschlechts für die Expertise absehen möchte, ist es empfehlenswert, eine inklusive Kurzform zu verwenden (z.B. Expert:innen) oder von "Befragten/Personen mit einer Expertise" zu sprechen. Gerade wenn es darum geht, Expertinnen und Experten zu befragen und ihre Aussagen für eine wissenschaftliche Arbeit auszuwerten, kann das Geschlecht aber ein Faktor sein, der auch die professionelle Erfahrung und die Sicht auf eine Problematik mit bestimmt. Es sollte daher im Sinne einer redlichen Wissenschaft offengelegt werden, ob es sich um eine Expertin oder einen Experten handelte, deren Aussage zitiert wird. Aufgabe 2: Stehen gendergerechte und inklusive Schreibweisen im Widerspruch zu einander? [10'] Im gesellschaftlichen Diskurs finden sich Positionen, die die rechtlichen und politischen Anliegen der barrierefreien Kommunikation und der gendergerechten Sprache gegeneinander ausspielen wollen. Erarbeiten Sie mit dieser Übung, warum es kein Entweder–Oder geben kann. Bitte lesen Sie den folgenden Ausschnitt aus: GENDER-GERECHTE SPRACHE UND BARRIEREFREIHEIT, http://www.netz-barrierefrei.de/wordpress/barrierefreies-internet/barrierefreie-redaktion/texte/gender-gerechte-sprache-und-barrierefreiheit/ [24.08.20]: "In letzter Zeit werde ich häufig gefragt, ob gendergerechte Sprache generell barrierefrei ist. Hier meine Antwort. Ob eine gendergerechte Sprache sinnvoll ist, möchte ich hier nicht diskutieren. Lassen Sie mich vorneweg das Fazit ziehen: Da jede denkbare Variante bei Text und Sprache gängige Konventionen verändern muss, trägt keine mögliche Variante in unserem Sinne zur Barrierefreiheit bei. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Betroffenen-Gruppen auf eine für alle Seiten akzeptable Variante einigen, das ist aber aktuell nicht absehbar. Aktuell halte ich den Doppelpunkt für die beste Variante für blinde Personen. Der Doppelpunkt wird in der Standard-Konfiguration der gängigen Screenreader ignoriert, also nicht vorgelesen. Wir gehen von Personen aus, die nicht täglich mit gendergerechten Texten zu tun haben. Fangen wir mit den Varianten an, die aus Sicht der Barrierefreiheit nicht optimal sind. [...]" a. Der Text vermittelt auf den ersten Blick eine ausgeglichene Position, inszeniert eine vermeintliche Neutralität. An verschiedenen Aussagen wird aber deutlich, dass die Grundhaltung gegen gendergerechte Sprache gerichtet ist und der barrierefreien Sprache eine höhere Priorität eingeräumt wird. Das wird z.B. daran deutlich, dass die Frage, ob gendergerechte Sprache generell barrierefrei sei, gar nicht beantwortet wird. Statt dessen wird der Sinn von gendergerechten Formulierungen überhaupt in Frage gestellt. Der Satz "Ob eine gendergerechte Sprache sinnvoll ist, möchte ich hier nicht diskutieren" tut zwar so, als solle darüber keine Diskussion eröffnet werden, durch die indirekte Frage nach dem Sinn ist genau dies aber thematisiert und damit zu einem Diskussionsgegenstand gemacht worden.Die Aussage "Da jede denkbare Variante bei Text und Sprache gängige Konventionen verändern muss, trägt keine mögliche Variante in unserem Sinne zur Barrierefreiheit bei" postuliert (mit "da") einen nicht belegten, wissenschaftlich nicht nachweisbaren Begründungszusammenhang. Weder ist "jede denkbare Variante" eine faktische Menge, von der auf jegliche mögliche Variante geschlossen werden kann, noch ist das Verändern von "gängigen Konventionen" grundsätzlich nicht barrierefrei. Im Gegenteil: für Barrierefreiheit müssen ggf. auch sprachliche Regeln und Konventionen angepasst werden. Besonders deutlich wird dies an den Regeln der Einfachen Sprache. Dieser – nicht valide – Begründungszusammenhang dient dazu, die Möglichkeit einer gendergerechten und barrierefreien Schreibweise prinzipiell abzustreiten. b. Einige Aussagen in dem Text sind mehr oder weniger diskriminierend, z.B die Aussage: "Es wäre wünschenswert, wenn sich die Betroffenen-Gruppen auf eine für alle Seiten akzeptable Variante einigen, das ist aber aktuell nicht absehbar" unterstellt zum einen den "Betroffenen-Gruppen" eine Unfähigkeit zu einem rationalen oder pragmatischen Konsens; zum anderen verlagert sie eine gesamtgesellschaftliche Problematik in die spezielle Verantwortlichkeit einer unterbestimmt bleibenden "Betroffenen-Gruppe", die so stereotypisiert, alterisiert wird. An diesem Argument kann mit einer sachlichen Argumentation angesetzt werden, dass Sprache für alle Sprechenden und Schreibenden gleichermaßen handhabbar sein muss und zugleich muss sie diskriminierungsfrei und repräsentativ für die gesamte Gesellschaft sein, es ist also kein Sonderproblem von einzelnen "Betroffenen-Gruppen", die sich einigen müssten. Das im Text für den Doppelpunkt genannte Argument: "Der Doppelpunkt wird in der Standard-Konfiguration der gängigen Screenreader ignoriert, also nicht vorgelesen" ignoriert zugleich die Bedeutung des zusätzlichen Zeichens im Wort, das nur für etwas stehen kann, wenn es auch bemerkbar wird, sei es beim Lesen oder beim Hören (durch den Glottisschlag vor der femininen Endung, der in der gendergerechten Sprechweise gemacht wird). Es tilgt also das Anliegen der gendergerechten Sprache gewissermaßen mit dem Lösungsvorschlag. Hier kann ein positives Argument hervorheben, wie wichtig auch in der barrierefreien Sprache die gendergerechte Umsetzung ist, weil rein demographisch gut die Hälfte der auf barrierefreie Sprache angewiesenen Personen auch von gendergerechter Sprache profitiert, indem ihre intersektionale Diskriminierung (Mehrfachdiskriminierung z.B. als Mensch mit einer Behinderung und als Frau) sprachlich angemessen reflektiert und verstehbar wird. Schließlich wird ein Normalitätsargument im Text aufgebracht: "Wir gehen von Personen aus, die nicht täglich mit gendergerechten Texten zu tun haben." Diese Formulierung unterstellt die Alltäglichkeit von nicht gendergerechten Texten als akzeptable Normalität. Das Argument normalisiert damit eine nicht gendergerechte Welt weiter. Es ignoriert zudem, dass die Schweizer Bundesverfassung und das Schweizer Sprachengesetz eine gendergerechte Sprache seit langem vertreten und festgeschrieben haben. Eine Normalisierung von gendergerechter und inklusiver Sprache ist ein erklärtes Ziel in der Schweizer Politik und der Gesellschaft in der Schweiz. Aufgabe 3: Kann das Deutsche geschlechtsneutral werden? [10'] Die Schweizer Autorin Anna Stern hat in einem Roman damit experimentiert, wie es funktionieren könnte, in der deutschen Sprache Romanfiguren ohne spezifische Geschlechtsidentität zu entwickeln. In der Handlung des Romans versucht eine Gruppe befreundeter junger Menschen, den Tod einer Person aus ihrer Mitte zu verarbeiten. In Rückblenden werden Szenen bis zurück in die gemeinsame Kindheit geschildert, während in der erzählten Gegenwart eine Art Roadmovie-Geschichte entsteht. Lesen Sie den kurzen Ausschnitt aus dem Roman und achten Sie beim Lesen darauf, was bei Ihnen ausgelöst wird. Reflektieren Sie darüber, welche Sprachmittel und Kunstgriffe die Autorin einsetzt, und wie Sie das beim Lesen verarbeiten. Funktioniert es, sich die Personen ungeschlechtlich, nicht gegendert vorzustellen? (Anna Stern (2020). das alles hier, jetzt. Roman, 2. Auflage. Zürich: Elster & Salis, S. 22–25). Die Autorin verwendet eine spezielle Schreibweise und Perspektive: der gesamte Text ist in Minuskeln, also Kleinbuchstaben, geschrieben, und aus einer Perspektive des gegenwärtigen Erlebens, in der auf die anderen Figuren mit der Anrede „ihr“ Bezug genommen wird. Dadurch wirkt der Text wie eine fortlaufende innere Rede, in die man beim Lesen hineingezogen wird. Die Personen haben Namen, die nicht eindeutig auf eine Geschlechtszugehörigkeit schliessen lassen (z. B. eden, avi, swann, egg). Sie werden immer mit dem Namen genannt, sodass keine geschlechtseindeutigen Personalpronomen (er, sie) verwendet werden. Es gibt kein „ich“, vielmehr wird beim Lesen deutlich, dass das „du“ das Ich der erzählenden Person repräsentiert. Das „du“, also das Ich der erzählenden Figur, ist damit zugleich Teil von dem „ihr“. Es ist schwierig, sich beim Lesen Personen ohne Geschlechtsidentität vorzustellen. Beim Lesen kann es passieren, dass man sich eben doch gegenderte Personen vorstellt, dass anhand von bestimmten Tätigkeiten wie z. B. Schnitzen oder Feuer entfachen eine Vorstellung entsteht, eine Zuordnung versucht wird. Aber sobald man darüber nachdenkt und merkt, dass man versucht, eine Figur geschlechtlich einzuordnen, fühlt man sich ertappt: hier sind Geschlechter-Stereotype am Werk (von denen man vielleicht glaubte, dass man sie nicht hätte). Mit diesen Kunstgriffen entzieht es sich immer wieder, eine Figur mit Bestimmtheit in die binären Geschlechterkategorien einzuordnen. Zugleich wird in der Reflexion greifbar, wie sehr Stereotype als kognitive Ordnungsschemata am Arbeiten sind, trotz einer sprachlichen Neutralisierung. Deutlich wird an diesem Beispiel einerseits, dass viel sprachliche Arbeit und Anstrengung erforderlich ist, um Stereotype zu unterlaufen; andererseits zeigt sich daran, dass ein kreativer professioneller Umgang mit dem Deutschen geschlechtsneutrale Möglichkeiten des Ausdrucks eröffnen und dabei neue, ungewohnte Denkprozesse anstossen kann. Aufgabe 1: Das Kipp-Experiment [10'] Sie haben den paradoxen Zusammenhang von Genusobligatorium im Deutschen und dem sog. generischen Maskulinum kennengelernt. Noch immer wird häufig die These vertreten, dass in der männlichen Bezeichnung für Personen, Positionen oder Berufe die Frauen mitgemeint seien. Dass dies nicht zutrifft, lässt sich gerade an Aussagen über sog. „frauentypische“ Berufe (z.B. Grundschullehrer:in, Erzieher:in) vs. sog. „männertypische“ Berufe (z.B. Professor:in, Wissenschaftler:in) zeigen. Wann kippt ein scheinbar generisches Maskulinum ins reine Maskulinum? Lesen Sie den Auszug aus einem anonymen Kommentar zu dem Artikel unter: https://www.studis-online.de/Studieren/art-2332-frauen-in-der-wissenschaft.php [30.07.2021] «Diese politisch bestimmte Unattraktivität [von Professuren] dämmert den meisten Nachwuchsforschern erst, wenn sie nach dem Master auf einer Promotionsstelle sitzen und mitbekommen, wie der Alltag und speziell Berufungen verlaufen. Ich war selber mal als Student Mitglied einer Kommission für eine W2-Stelle im Bereich Grundschullehramt. Ca. 90% Frauen unter den Studenten und Grundschullehrern, aber keine einzige Frau unter den Bewerbern. Wegen des massiven Drucks der Uni-Leitung, die Stelle mit einer Frau zu besetzen, wurde überlegt, "gestandene" Grundschullehrerinnen anzusprechen, sich zu bewerben. Das wurde als aussichtslos angesehen, wegen 50% mehr Bruttogehalt (vor Steuern) macht man sich keinen Dauerstress mit 50-Stundenwoche, ständigen Evaluierungen, Kampf um Mittel für Tutoren usw. Eine Beamtenstelle als Grundschullehrer ist schlicht attraktiver als eine W2-Stelle, wenn man nicht gerade in die Wissenschaft als solche verliebt ist.» Hier ist der textuelle Zusammenhang durch das Thema «Frauen in der Wissenschaft» gegeben, aber außer im spezifischen Fall der «Grundschullehrerinnen» wird nur die maskuline Form verwendet, die hier generisch für alle Geschlechter eingesetzt wird. Den letzten Satz kann man so verstehen, dass er sich spezifisch auf Männer bezieht, zumal die Überlegung aus der Perspektive eines Mannes und ohne wissenschaftlichen Beleg geäußert wird. Damit kippt das vermeintlich generische Maskulinum in ein reines Maskulinum, das Frauen ausschließt. Aufgabe 2: Paradoxe Formulierungen [10'] Sie haben sich nun mit verschiedenen Formen des gendergerechten Formulierens und deren Tücken auseinandergesetzt. Wie schwer dem Sog des sog. generischen Maskulinums zu entkommen ist, zeigt der folgende Auszug aus einem Werbetext für einen experimentellen Roman von Anna Stern (2020). das alles hier, jetzt. Roman. Zürich: Elster & Salis. «In jeweils kurzen Fragmenten des Jetzt und der Vergangenheit kontrastiert Anna Stern die trauernden Freunde mit der schillernden Welt der guten Erinnerungen, die durch geschlechtsneutrale, unbekannte Vornamen immer auch leicht entrückt wirkt. Im zweiten Teil des Romans, der linear erzählt wird und der Bewegung entsprechend Tempo aufnimmt, entdeckt der Leser eine bisher unbekannte erzählerische Seite von Anna Stern.» https://www.perlentaucher.de/buch/anna-stern/das-alles-hier-jetzt.html [05.05.2022] Der Romantext verzichtet ausdrücklich auf die Zuschreibung von Geschlecht, indem nur geschlechtsunspezifische Namen, sowie keinerlei Personalpronomen verwendet werden. Im Klappentext wird dies auf der einen Seite als besondere Qualität des Romans hervorgehoben, auf der anderen Seite aber nicht ernst genommen: „die trauernden Freunde“ ist ein Maskulinum, an dem das Genusobligatorium wirksam ist und in dieser Formulierung nicht unterlaufen werden kann. Allenfalls könnte man umformulieren „die trauernden Freundinnen und Freunde“ oder die „trauernden Freund:innen“ oder „den trauernden Freundeskreis“. Abschließend wir gar nur „der Leser“ angesprochen: hier habe ich es tatsächlich beim ersten Lesen so verstanden, als würden nur Männer, die den Text lesen, diese Entdeckung machen (können), was wohl nicht beabsichtigt war. Es zeigt aber, dass für Leser:innen ein erhöhter kognitiver Aufwand entstehen kann, weil bei dieser Lesart erst noch einmal verarbeitet werden muss, dass tatsächlich alle Leser:innen gemeint sind. Die Formulierung dieses Werbetextes kollidiert mit dem sprachreflektierenden Ansatz der Autorin, in dem die Notwendigkeit einer Geschlechtsidentifikation der Romanfiguren gerade hinterfragt wird und der beim Lesen eine Auseinandersetzung mit den eigenen Geschlechterstereotypen verlangt. Tatsächlich entsteht beim Lesen immer wieder die Versuchung, anhand der beschriebenen Tätigkeiten die Romanfiguren z.B. als Vater, Mutter etc. identifizieren zu wollen – und diese Versuche, die ins Leere laufen, machen beim Lesen auch die eigene Befangenheit in Stereotypen präsent. Aufgabe 3: Beispiel mitgemeint [10'] Nachdem in den Aufgaben 1 und 2 die Irritationen deutlich wurden, die Genusobligatorium und der Sog des sog. generischen Maskulinums auslösen können, stellen wir hier die Gegenfrage: Wann geht es, ein Nomen im Maskulinum zu verwenden und doch auch Frauen mitzumeinen? Lesen Sie das folgende Beispiel und überlegen Sie, wo und warum es in diesem Text tolerierbar sein könnte. «Zahlen dazu [Frauen in Führungspositionen in Hochschulen] liefert das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS), angesiedelt beim Leibniz Institut für Sozialwissenschaften. Danach betrug der Anteil der Frauen an den höchst dotierten Professuren (Besoldungsgruppen W3/C4) 2016 gerade einmal 19,4 Prozent, deutlich unter dem EU-Mittel (23,6 Prozent) und weit hinter dem Spitzenreiter Litauen mit fast 40 Prozent. Von den „einfachen“ Professuren (W1/W2) war 2018 nur eine von vier von Frauen besetzt. Auch werden Hochschulen nur zu unter 25 Prozent von Rektorinnen und Präsidentinnen angeführt, während der Frauenanteil in den Hochschulleitungen (Prorektoren, Vizepräsidenten, Kanzler) bei knapp 29 Prozent liegt.» Auszug aus: studis-online.de (2020). Forschung fest in Männerhand. Frauen in der Wissenschaft. Veröffentlicht 11.02.2020. https://www.studis-online.de/Studieren/art-2332-frauen-in-der-wissenschaft.php [30.07.2021] Aufgabe 1: «Sprachverbot»: Wer verbietet was? Wer und was wird dadurch eingeschränkt? [20'] Sie haben gesehen, dass es einen kontroversen medialen Diskurs um gendergerechte Sprache gibt. In diesem wird u.a. das Argument angeführt, dass Erlasse oder Reglements zur gendergerechten oder genderneutralen Sprache die freie Rede einschränken würden und dies einem Sprachverbot gleichkäme. Es lohnt sich, die medialen Beiträge zum Diskurs genauer anzusehen, die dahinter stehenden Positionen zu bestimmen und auch einen Vergleich mit den Schweizer Rechtsgrundlagen des Bundes zu ziehen. Sehen Sie sich die Überschrift der Aargauer Zeitung unter dem folgenden Link an: und vergleichen Sie dies mit der Meldung unter: https://afdkompakt.de/2021/06/22/bravo-schweiz-verbietet-gender-stern-in-behoerden/ Vergleichen Sie die Aussagen, die in diesen journalistisch-politischen Medien gemacht werden: Welche Informationen zu der Weisung der Schweizerischen Bundeskanzlei werden gegeben? Welche Argumente werden genannt? Findet eine Wertung statt? Sehen Sie sich die Weisung zu Genderstern und zur gendergerechten Sprache (BK-D-AF633401/197) auf der folgenden Seite an bzw. laden sie sich herunter: Was wird in den journalistischen Medien zu wenig differenziert oder sogar falsch dargestellt, sodass das Lesepublikum zu dem falschen Eindruck gelangen könnte, dass die schweizerische Bundeskanzlei eine gendergerechte Sprache nicht unterstützt? In der Überschrift wird das Verbot des Gendersterns und ähnlicher Schreibweisen als zentrales Faktum dargestellt. Dass eine gendergerechte Schreibweise insgesamt davon nicht tangiert ist, d.h. weiterhin gilt und vom Bund vertreten wird (in Gesetzen und Richtlinien), gerät aus dem Blick, weil es nicht genannt wird. Der Genderstern wird m.a.W. nicht in seinen Bedeutungskontext als ein Element unter vielen, die einer gendergerechten, demokratischen Sprache dienen sollen, eingeordnet. Die Rechtslage in der Schweiz ist durch die Bundesverfassung, das Sprachengesetz und das Gleichstellungsgesetz breit abgestützt. Zusätzlich sind in der Agenda 2030 des EDA die von den Vereinten Nationen verabschiedeten SDGs, die Ziele zur nachhaltigen Entwicklung, ausdrücklich aufgenommen. Ziel Nummer 5 betrifft die Umsetzung der Geschlechtergleichheit. In der Diskussion um geschlechtergerechte Sprache wird von den Gegner:innen immer wieder ein Verbot des Genderns gerade für Behörden und die öffentlichen Bildungsinstitutionen, die diesen unterstehen, gefordert. Das Schweizer Sprachengesetz legt aber seit 2007 eine Bemühung um geschlechtergerechte Formulierungen für die Bundesbehörden fest. Dies wird ausdrücklich unter dem Artikel 7 zur Verständlichkeit genannt, weil eine Verständlichkeit für alle Bürger:innen nicht gegeben ist, wenn das generische Maskulinum verwendet wird. Die Unzulässigkeit des generischen Maskulinum wird im Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache der Bundeskanzlei von 2008/2013 sowie in der Weisung zum Genderstern von 2022 ausdrücklich genannt. Die Weisung des Bundes zum Nichtverwenden des Gendersterns und ähnlicher Symbole stellt zwar eine Einschränkung dar, beschränkt sich aber auf Bundesdokumente und empfiehlt ausdrücklich, genderneutrale Formen einzusetzen. Am Beispiel der afd-Seite wird deutlich, dass rechtsgerichtete und antidemokratische Medien in ihrem Aufgreifen der Meldung den restriktiven Umgang mit der Sprache (das Verbot) betonen und befürworten und es nutzen, um demokratische Anliegen zu diskreditieren und zu veralbern sowie um politische Gegner zu verunglimpfen. Das Schweizer Gleichstellungsgesetz, Art. 3 Diskriminierungsverbot stellt ausdrücklich unter Absatz 3 fest: Angemessene Massnahmen zur Verwirklichung der tatsächlichen Gleichstellung stellen keine Diskriminierung dar. Am Beispiel der afd-Seite wird deutlich, dass rechtsgerichtete und antidemokratische Medien in ihrem Aufgreifen der Meldung den restriktiven Umgang mit der Sprache (das Verbot) betonen und befürworten und es nutzen, um demokratische Anliegen zu diskreditieren und zu veralbern sowie um politische Gegner zu verunglimpfen. Lesen Sie den Aufsatz „Und ob das Genus mit dem Sexus“ von Damaris Nübling Nübling, 2018 und notieren Sie dann drei Beispiele, die zeigen, dass im Deutschen das grammatische Genus eng mit Geschlechterstereotypen zu Männern und Frauen verbunden ist. Wo spielt es in Ihrem Beruf eine Rolle, dass sich Männer wie Frauen gleichermaßen angesprochen fühlen? Welche sprachlichen Ausdrucksformen würden Sie zu diesem Zweck einsetzen, welche nicht (nachdem Sie den Artikel gelesen haben)? 1 a. Nein, trifft nicht zu, denn inklusive Sprache setzt meistens andere marginalisierte Gruppen ins Recht und "vergisst" oder vernachlässigt darüber eine gendergerechte Sprache, vgl. auch die Analyse der Argumentation in Aufgabe b2, in der es um inklusiv-barrierefreie Sprache vs. gendergerechte Sprache geht. Zwar umfasst Inklusive Sprache theoretisch und prinzipiell neben Gender weitere Dimensionen von Diversität, die zu einer Diskriminierung führen können, z.B. Behinderung, Alter, Religion, Hautfarbe. Das Geschlecht ist aber nach wie vor ein so zentraler Grund für Diskriminierung, vor allem gegenüber Frauen, dass die gendergerechte Sprache einen eigenen Stellenwert hat. Frauen sind häufig aus mehreren Gründen von Diskriminierung betroffen, z.B. Behinderung und Geschlecht, Hautfarbe und Geschlecht, Alter und Geschlecht (sogenannte Intersektionalität). Deshalb ist es wichtig, gendergerechte Sprache im Zusammenhang mit inklusiver Sprache zu sehen, aber nicht mit ihr gleichzusetzen. 1 b. Nein, trifft nicht zu. GS macht die binären Geschlechtsphänotypen Mann und Frau gleichermaßen sichtbar und hat den Anspruch, auch die nicht-binären Geschlechtsidentitäten einzuschließen und mitdenkbar zu machen. 1 c. Lösung a: Ja, wenn man Political Correctness als eine Ideologie betrachtet; allerdings ist das nur zulässig unter der Voraussetzung, dass auch die Nicht-Political Correctness als Ideologie verstanden wird. Die meisten Verfechter der These, dass Political Correctness eine Ideologie sei (und deshalb bekämpft werden müsse) sehen sich selbst dagegen nicht als ideologisch: das zeigt einen blinden Fleck in der Selbstwahrnehmung und leugnet die Tatsache, dass diskriminierenden Praxen in der Regel, auch wenn sie für "normal" gehalten werden, mehr oder weniger gesellschaftlich anerkannte Ideologien zugrunde liegen. Lösung b: Nein, trifft nicht zu, denn Political Correctness funktioniert nicht wie eine (politische) Ideologie mit fixen Axiomen oder politischen Überzeugungen. Sie dient vielmehr als Sammelbegriff für Bemühungen, geltenden demokratischen Rechten, Pflichten und Umgangsformen Raum und Gehör zu verschaffen und sie für alle umzusetzen. 1 d. Ja, trifft zu. Ein Beispiel für grammatische Formen der GS ist die Verwendung von Maskulinum und Femininum als Sexus-differenzierende Kategorien für Personen anstatt des sogenannten generischen Maskulinums, z.B. nicht von einer "Ärztegruppe" zu sprechen, die eine Studie durchführt, sondern von einem "Team aus Ärztinnen und Ärzten". Ein Beispiel für pragmatische Formen des Sprechens und Schreibens ist das Innehalten (Glottisschlag) beim Sprechen vor der femininen Endung einer Personenbezeichnung und dessen Repräsentation in der Schrift durch Mediopunkt, Doppelpunkt, Gender-Gap o.ä. zusätzliche Notationsmöglichkeiten (z.B.: Beispiel Mediopunkt, Deutsch: "Die Beschwerdemöglichkeiten für Nutzer·innen müssen gestärkt werden – und die Inhaltsmoderation transparenter gestaltet werden. Nutzer·innen müssen nicht nur transparent informiert werden, wenn ihre Inhalte gelöscht oder ihre Accounts gesperrt werden – und aus welchen Gründen dies geschieht –, sondern sollen diese Entscheidungen auch mittels effektiven Beschwerdemöglichkeiten anfechten können." https://algorithmwatch.ch/de/parlamentsanhorung-plattformregulierung/ Zugriff: 11.03.2022 2 a. Ja, gesellschaftliche Diskurse fördern den Sprachwandel und sind wesentlich für Veränderungen, die eine Sprache durch ihre Verwendung erfährt. Zugleich kann man sich fragen, ob gesellschaftliche Diskurse zwingend notwendig sind, um einen Sprachwandel zu fördern. Z.B. kann Sprachwandel durch gesetzliche Vorschriften durch eine Regierung betrieben werden. Dass ein Sprachwandel per Dekret verordnet werden kann, zeigen z.B. die Säuberung der türkischen Sprache von Arabismen, der Umbau der deutschen Sprache in die nationalsozialistische Sprache des Hitler-Reiches in den 1920er-1940er-Jahren oder der Beschluss der deutschen Rechtschreibreform 2006. Diese wurden durch die politischen, juristischen und administrativen Organe des Staates durchgesetzt. Auch sie waren aber eingebettet in gesellschaftliche Diskurse, die letztlich diese politischen Maßnahmen ermöglichten und umsetzten. Der gesellschaftliche Diskurs spielt daher auch eine Rolle für die Durchsetzung einer Sprachpolitik. In demokratisch organisierten Gesellschaften haben gesellschaftliche Diskurse ein großes Potenzial, durch prägnante und innovative Sprachverwendung zu Veränderungen in der Gesellschaft und in der Sprache zu führen. 2 b. Ja, in der Regel spiegeln sich gesellschaftliche Veränderungen in der Sprache, d.h. sie treiben Sprachwandel an. Z.B. war noch in der Generation der im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts Geborenen der Ausdruck "Muslim" bzw. "Muslima" im Deutschen ungebräuchlich (es gab dagegen den abfälligen Ausdruck "Muselmann"). Durch Zuwanderung und die gesellschaftliche Sichtbarkeit des Islam sind im heutigen Deutschen zahlreiche Ausdrücke aus diesem Umfeld gebräuchlich und den meisten Sprecher:innen geläufig. Umgekehrt kann durch gesellschaftliche Diskurse – z.B. um Diskriminierung – ein Wandel im Sprachgebrauch entstehen, der dann auch gesellschaftliche Veränderungen bewirkt – GS ist dafür ein Beispiel. Sprachlicher und gesellschaftlicher Wandel sind so eng miteinander verbunden, dass es kaum möglich ist, von einer unidirektionalen Kausalität (dass der eine den anderen verursacht) zu sprechen. 2 c. Ja, aber nicht ganz ausschließlich. Wenn wir unsere Sprachverwendung zunehmend auf datenbasierte und oft mit Bias versehene Big data-Korpora stützen, kann ein Bias in den Daten auch dazu führen, dass die Daten dann in der Folge unseren Sprachgebrauch prägen und zu einer stärker formelhaften und eingeschränkten Sprache führen, weil häufige Ausdrucksweisen sowie Fehler, die in den Daten sind (z.B. in Blogbeiträgen und Kommentaren, die grammatische Fehler enthalten) übernommen werden. Als Sprachprofis können und müssen wir dem mit unserem Wissen gegensteuern, dann stellen wir sicher, dass die Zukunft der Sprachen von den Menschen, nicht von den Maschinen abhängt. 2 d. Nein, Sprachwandel kann z.B. durch sprachpolitische Korpusplanung eingedämmt und ein Sprachstandard kann auf eine vermeintlich "reinere", frühere Form festgelegt werden. Das ist dann kein natürlicher, sondern ein politisch gewollter Prozess. Natürlicher Sprachwandel in der Alltagssprache findet dann zwar trotzdem weiter statt, aber im öffentlichen Diskurs kann die Sprache z.B. durch politisch repressive Maßnahmen eingeschränkt, können bestimmte Formen tabuisiert werden. Diese Einschränkungen und Tabuisierungen können später auch wieder aufgehoben werden. Recherchieren Sie, in welchen Zusammenhängen der Gender-Stern und gendergerechte Sprache in deutschsprachigen Zeitungen erwähnt oder thematisiert werden. Stellen Sie zusammen, was Sie gefunden haben, und geben Sie darauf basierend eine Einschätzung ab, wie sich der Diskurs in Zukunft entwickeln könnte.
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis: Sprachwandel, Christiane Hohenstein
Thema a Sprachwandel am Beispiel geschlechtergerechter Sprache: Erste Welle, zweite Welle, dritte Welle
Lösung
Lösung
Thema b Gendergerechte und inklusive Sprache: Weshalb das?
Lösung
Lösung
Lösung
Thema c Von Doppelnennung bis Gender-Stern: Das Repertoire des Genderns
Lösung
Lösung
Lösung
Thema d Sprachpolitische Positionen in diskursiven Kontroversen: Korrektheit oder Kulturzerfall?
Lösung
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung
Aufgabe 1: Einstellungen für Prüfprogramme [10’] Prüf- und Korrekturprogramme in Textverarbeitungsprogrammen können als Aktivitäten verstanden werden, die Korrektor:innen und Lektor:innen ausführen. In dieser Aufgabe erkunden Sie die Einstellungen zu Prüfoptionen und Korrektureinstellungen in dem Textverarbeitungsprogramm, das Sie am liebsten oder am häufigsten benutzen. Was davon ist eher «Grammatik», was ist eher «Stil»? In MS Word muss für einen Text zuerst die richtige Sprache (etwa Deutsch oder Englisch) bzw. Sprachvarietät (also Deutsch – Schweiz oder Deutsch – Deutschland) ausgewählt werden. Die Option «Sprache automatisch erkennen» ist auch möglich, vor allem für Texte, in denen verschiedene Sprachen gemischt werden. Zum Beispiel für Arbeiten, die man auf Deutsch schreibt, aber dort englische oder französische Zitate verwendet. Für MS Word 2019 für Mac sieht der Einstellungsdialog für Rechtschreibung und Grammatik zum Beispiel so aus: Im neueren Feature „Editor“ in MS Word kann man verschiedene Bereiche testen lassen, diese Leiste sieht etwa so aus: Die Einstellungen zum Prüfen kann man ebenfalls ändern (und diese verwenden oder nicht verwenden) «Wiederholte Wörter» sind allerdings eher ein syntaktisches Problem, nicht eines der Rechtschreibung. Klein- und Großschreibung gehören dagegen eher in «Rechtschreibung». Für stilistische Merkmale lassen sich keine Einstellungen vornehmen, sie können nur gefunden werden und man muss dann selbst entscheiden, wie man reagiert. Ob eine Prüfung für die eigenen Texte also sinnvoll ist oder nicht, muss man selbst austesten und dann entscheiden, ob man diese Prüfung vollständig ausschaltet oder jeweils gezielt damit arbeitet. In iAWriter sieht das Fenster zu Einstellungen so aus: Hier wird «Grammatik» als Option unter «Rechtschreibung» aufgeführt, man kann aber nichts mehr gezielt einstellen. Für «Stil» werden nur stilistisch eher negativ konnotierte Elemente (Füllwörter, überflüssige Wörter) aufgelistet. D.h., es wird nicht geprüft, ob etwas gelungen ist, sondern nur, ob etwas nicht gelungen ist. Diese Stil-Liste kann man erweitern. Aufgabe 2: Spracheinstellungen [10’] Prüf- und Korrekturprogramme verwenden sprachspezifische Regeln. In Textverarbeitungsprogrammen kann man die Sprache des Textes explizit angeben oder auch vom Programm erkennen lassen. Probieren Sie aus, wie gut das tatsächlich funktioniert. Schreiben Sie in einem Textverarbeitungsprogramm einen kurzen Text, in dem einzelne Formen aus anderen Sprachen (z. B. code-switching Komposita wie «Cyberkriminalität», «Bitcoinaktivitäten») vorkommen oder ganze Phrasen/Sätze (z. B. kurzer Bericht zu Dolmetsch-/Übersetzungsepisode mit Beispielen). Oder kopieren Sie einen solchen Text hinein. Beobachten Sie, ob die Sprache «automatisch» erkannt wird (z. B. in MS Word in der Fußzeile). Was wird als «Fehler» gekennzeichnet? Falls eine Erklärung zu einer Meldung verfügbar ist: Stimmt diese? Hilft sie, eine Korrektur vorzunehmen? Ist die vorgeschlagene Korrektur wirklich korrekt? Sie werden zum Beispiel folgendes beobachten: Obwohl Komposita im Deutschen zusammengeschrieben werden, wird oft vorgeschlagen, diese als getrennte Wörter zu schreiben. Manchmal wird die Sprache automatisch korrekt erkannt, manchmal nicht. Wenn etwas rot unterkringelt wird als potentieller Rechtschreibfehler und Sie sind sich recht sicher, das Wort richtig geschrieben zu haben, lohnt es sich, die Prüfsprache zu kontrollieren. Manchmal ist es richtig, dass ein Fehler markiert wird, aber die Vorschläge sind nicht geeignet, ihn zu korrigieren. Aufgabe 3: Silbentrennung [5’] In dieser Aufgabe zur systematischen Erkundung der sprachbezogenen Einstellungen von Textverarbeitungsprogrammen geht es um Silbentrennung. Auch diese ist sprachspezifisch. Schreiben Sie oder kopieren Sie einen mehrsprachigen Text in ein Textverarbeitungsprogramm. Aktivieren Sie die Silbentrennung. Wie gut funktioniert das für alle Sprachen, die vorkommen? Woran liegt das? Für jeden Textabschnitt muss kontrolliert werden, ob die Sprache richtig erkannt wurde. Um wirklich sicher zu sein, sollte man für jeden Textabschnitt die Sprache selbst korrekt einstellen. In vielen Fällen funktioniert eine deutsche Silbentrennung auch für englische Texte und umgekehrt. Die Regeln, woran Silbengrenzen erkannt werden, sind jedoch nicht komplett identisch. Darum werden Wörter wie „establish“ mit englischer Spracheinstellung so getrennt: es·tab·lish, mit deutscher Spracheinstellung jedoch so e·sta·blish. Falsche Silbentrennung ist daher auch ein recht zuverlässiger visueller Indikator für falsche Spracheinstellung in einem Dokument! Aufgabe 1: Intelligente Funktionen [10'] In dieser Aufgabe entwerfen Sie selbst eine intelligente Funktion, die Sie beim Schreiben unterstützen kann. Diese Funktion ist sprachbasiert, sie verwendet also linguistisches Wissen. In der Vorlesung und im Buch wird als Beispiel für eine Modifikationsfunktion das intelligente Suchen und Ersetzen genannt, das beim Redigieren helfen soll, das Ersatzwort automatisch in der richtigen Form zu verwenden. Überlegen Sie, welche weiteren Funktionen es geben sollte. Orientieren Sie sich dabei daran, welche Überarbeitungshinweise Sie schon erhalten oder im Peerfeedback gegeben haben. Überlegen Sie, welche Änderungen Sie von sich aus häufig machen. Notieren Sie, aus welchen Teilschritten diese bestehen. Gesucht ist also eine Funktion, die Sie im Textverarbeitungsprogramm aufrufen könnten und die dann die gesamte Änderung übernimmt. Sie müssen nur noch wissen, was Sie ändern möchten (bzw. was das Resultat sein soll), nicht mehr, wie Sie dieses Ziel erreichen). Zum Beispiel: Aufgabe 2: Sprachwissen [5’] Sprachbasierte Funktionen erlauben es, Informationen über den Text zu erhalten (Informationsfunktionen), im Text zu navigieren (Bewegungsfunktionen) und Text zu ändern (Modifikationsfunktionen). Überlegen Sie, welches Sprachwissen der Computer dafür benötigt. Der Computer muss beim Schreiben Wörter und Sätze identifizieren können: Wo fängt ein Wort an, wo hört es auf, was gehört alles zu einem Satz? Die Strukturen im Satz müssen automatisch schnell bestimmt werden: Wörter, Phrasen, Klauseln etc. Für Wörter müssen automatisch die Wortart und die morphosyntaktischen Eigenschaften (für Nomen: Genus, Kasus, Numerus) bestimmt werden. Aufgabe 1: Ergänzungs-Challenge [10'] Testen Sie, wie gut predictive texting funktioniert: Lassen sich damit immer sprachlich korrekte und sinnvolle Texte erzeugen? Starten Sie in einer Gruppe aus mind. 3 Personen eine «Ergänzungs-Challenge» und schreiben Sie jede/r für sich eine Nachricht in WhatsApp oder einem anderen Kurznachrichtendienst, der Wortvorschläge anbietet: Alle beginnen mit denselben vier vorgegebenen Wörtern eines Satzanfangs und wählen dann jeweils den ersten/obersten Vorschlag für das nächste Wort aus. Vergleichen Sie Ihre Sätze. Wie ähnlich sind die so produzierten Sätze? Woran könnten Unterschiede liegen? Die Sätze werden unterschiedlich sein und auch unterschiedlich lang. Wenn jemand mit seinem/ihrem persönlichen Gerät schreibt und solche Services regelmäßig benutzt, dann verwendet das Vorschlagsprogramm die Wörter, die diese Person am häufigsten auswählt oder schreibt. Wenn jemand so etwas eigentlich nie benutzt, dann werden Wörter vorgeschlagen, die statistisch am häufigsten als nächstes Wort folgen. Zusätzlich hängt es davon ab, ob ein Vorschlagservice andere Applikationen auf dem persönlichen Gerät benutzen darf (meistens ist das der Fall). D.h., alles, was jemand in anderen Programmen schreibt, wird mit einbezogen. Für zwei Personen, die solche Services sonst nie benutzen, unterscheiden sich die produzierten Sätze dann also doch. Aufgabe 2: Chatbots [20'] Chatbots sind Maschinen, die auf Fragen oder Äusserungen von Menschen reagieren. Man kann sich mit ihnen «unterhalten». Die zugrundeliegende Technologie ist unterschiedlich, nicht immer merkt man sofort, dass das Gegenüber nur eine Maschine ist. Testen Sie einen chatbot, der in den 1960er Jahren von Josef Weizenbaum entwickelt wurde: ELIZA (auf englisch http://www.med-ai.com/models/eliza.html und auf deutsch http://www.med-ai.com/models/eliza.html.de). Woran merken Sie, dass Sie sich mit einer Maschine unterhalten? Probieren Sie dann einen chatbot, der mit aktuellster Sprachtechnologie arbeitet, z.B. ChatGPT von OpenAI https://chat.openai.com/chat (Sie können Ihren Google-Account dafür benutzen oder ein Benutzungskonto anlegen). Führen Sie «Unterhaltungen» in verschiedenen Sprachen, wechseln Sie innerhalb einer Unterhaltung die Sprache. Woran merken Sie, dass Sie sich mit einer Maschine unterhalten? Was sind die grössten Unterschiede zu ELIZA? Kriterien sind zum Beispiel, ob der Chatbot auf die gleiche Frage, die im Gespräch mehrfach gestellt wird, unterschiedlich antwortet – hat er also «vergessen», wie die Frage beim ersten Mal beantwortet wurde. Kann der Chatbot sich an etwas «erinnern», was fünf oder zehn Sätze zuvor gesagt wurde? Menschen können das und sich auf vergangenes zurückbeziehen. ELIZA kann das nicht. Moderne chatbots wie ChatGPT können das schon recht gut: vorher produzierte Aussagen werden als Kontext verwendet, um weitere Aussagen zu produzieren. Aufgabe 3: Leichte Sprache [10'] Man könnte die Umformung von Behördentexten in Texte in leichter Sprache als Übersetzung auffassen oder als Generierung von Texten ausgehend von den notwendigen Fakten. Wodurch unterscheiden sich die beiden Herangehensweisen? Schauen Sie sich zum Beispiel die Webseite des Büros für Leichte Sprache Pro Infirmis an: (http://www.buero-leichte-sprache.ch) und suchen Sie nach anderen Angeboten oder Erklärungen. Das Büro für Leichte Sprache Pro Infirmis (www.buero-leichte-sprache.ch) bietet einen solchen Service an: Texte werden auf Verständlichkeit entsprechend Sprachstufen geprüft durch Personen, die die Sprache im Zielniveau beherrschen. Und Texte werden in leichte Sprache übersetzt. Hier wird ganz klar von «Übersetzen» gesprochen. Ausgangstext ist ein «normaler» Text, Zieltext ist der Text in leichter Sprache. Das Generieren von Texten in leichter Sprache (genauer: in einer leichten Version einer natürlichen Sprache) ausgehend von Daten und Fakten, ist genauso schwierig oder einfach wie das Generieren von Texten in einer Standardversion einer natürlichen Sprache: Je regelhafter und strukturierter die benötigten Texte sind, desto einfacher ist das. Wetterberichte und Fußballspielreportagen zum Beispiel. Das Generieren von Gedichten oder ganz neuartigen Informationsblättern ist dagegen schwierig. Dann ist es sinnvoller, einen guten Quelltext zu formulieren, diesen automatisch übersetzen zu lassen und diese Übersetzung dann noch nachzubearbeiten. Oder direkt Menschen für die Übersetzung anzufragen. Aufgabe 4: Was ist Textgenerierung? [20'] Mit moderner Sprachtechnologie lassen sich Texte automatisch generieren. In dieser Aufgabe nehmen Sie die Perspektive von Journalist:innen ein und denken über Konsequenzen von automatischer Textgenerierung nach. Lesen Sie Einschätzungen zu und Beispiele von automatisch generierte journalistischen Texten: Diskutieren Sie in der Gruppe: Gibt es durch automatisch generierte Texte mehr Chancen für journalistische Arbeit oder mehr Gefahren? Aufgabe 5: Textgenerierung ausprobieren [20'] Mittlerweile ist automatische Textgenerierung für jede:n zugänglich. In dieser Aufgabe erkunden Sie Textgenerierung systematisch. Lesen Sie den Beitrag von Philipp Wampfler «Automatische Texte mit GPT-3: Das Ende der Aufsatzdidaktik»: https://schulesocialmedia.com/2021/11/29/automatische-texte-mit-gpt-3-das-ende-der-aufsatzdidaktik/ Probieren Sie den dort verlinkten Service aus, Sie können sich mit Ihrem Google-Account anmelden, dann «personal use» auswählen und hier etwas aussuchen: https://beta.openai.com/examples. Testen Sie die Möglichkeit, die wichtigsten Aspekte für Begriffe und Konzepte oder Erklärungen generieren zu lassen: https://beta.openai.com/playground/p/default-study-notes?model=text-davinci-002 Erhöhen Sie die «maximum length» auf etwa 2000, belassen Sie die anderen Einstellungen. Dann sollte es etwa so aussehen: Quelle: Screenshot von https://beta.openai.com/playground/p/default-study-notes?model=text-davinci-002 mit den genannten Einstellungen, 30.4.2021 Verwenden Sie zum Beispiel diese Fragen: Vergleichen Sie, ob Sie jeweils die gleichen Antworten erhalten! Probieren Sie auch, die gleiche Frage in verschiedenen Sprachen zu stellen, z. B. Englisch und Französisch. Sind die Antworten Übersetzungen voneinander? Wie gut eignen sich die Antworten, wenn diese Anfragen Prüfungsfragen in einer mündlichen Prüfung wären? Wie gut eignen sich diese Antworten für jemanden, der/die sich (noch) nicht mit Angewandter Linguistik beschäftigt hat? Probieren Sie alle Schritte auch mit ChatGPT (siehe Aufgabe 2) aus. Unterscheiden sich die Texte, die Sie erhalten? Woran könnte das liegen? Beispielausgaben für die 4 Anfragen an GPT-3 im Playground. Die erste auch auf französisch und englisch. Wichtig: für die gleiche Anfrage in verschiedenen Sprachen sind die Antworten nicht einfach Übersetzungen voneinander, es wird jeweils eine neue Antwort erzeugt. Beispiellösungen für die anderen Fragen: Aufgabe 1: Diktieren [10'] Diktieren ist eine Anwendung von speech-to-text. Testen Sie, wie gut das funktioniert und finden Sie Bedingungen für zufriedenstellende Resultate heraus. Wie gut funktioniert das, was ist teilweise schon recht gut, was funktioniert gar nicht? Überlegen Sie, woran das liegen könnte! Aufgabe 2: Vorlesen [10'] Einen Text vorlesen lassen ist eine Anwendung von text-to-speech. Testen Sie, wie gut das funktioniert und ob automatisches Vorlesen ein akzeptabler Ersatz für das Vorlesen durch einen Menschen ist. Benutzen Sie anschließend die allgemeine Systemfunktion «Vorlesen» Ihres Computers für einen beliebigen Text in einem beliebigen Programm oder für einen Text auf einer Webseite: Leseauftrag [30'] Lesen Sie im Aufsatz von Cerstin Mahlow und Robert Dale zu „Writing as using tools in media convergent environments“ (https://doi.org/10.1515/9783110220674.209) nach, wie Schreibwerkzeug und Ihr Schreiben zusammenhängen (Mahlow & Dale, 2014). Notieren Sie drei Punkte, wie Ihre Schreibwerkzeuge, also bestimmte Programme auf bestimmten Geräten, Ihr Schreiben beeinflussen. 1. 2. Diskussion [30'] Welche sprachtechnologischen Komponenten müsste man wie miteinander kombinieren, um Funktionen zu erhalten, die Übersetzen-beim-Diktieren oder Übersetzen-beim-Vorlesen heißen könnte? Zum Beispiel: Gibt es andere Kombinationen von Funktionen, die für eine bestimmte Aufgabe oder einen bestimmten Bereich nützlich wären?
Schreiben, reden und schweigen: Entwicklungsszenarien, Cerstin Mahlow
Thema a Sprachprüfprogramme: Der Computer als Korrektor und Lektor
Lösung
Lösung
Lösung
Thema b Sprachbasierte Funktionen: Der Computer als intelligentes Werkzeug
Lösung
Lösung
Thema c Predictive Texting, Textgenerierung und Chatbots: Der Computer als (Ko-)Autor
Lösung
Lösung
Lösung
https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/sep/08/robot-wrote-this-article-gpt-3 und https://www.newyorker.com/magazine/2019/10/14/can-a-machine-learn-to-write-for-the-new-yorker
Lösung
Thema d Technologien individualisieren: Der Computer als Sprachassistent
Testen Sie ein Diktierprogramm. Zum Beispiel die in MS Word eingebaute Funktionalität «Bearbeiten --> Mit Word-Diktat beginnen» oder die für Mac in Word verfügbare Funktion benutzen «Bearbeiten --> Diktat starten»:
Lassen Sie sich einen selbst geschriebenen Text vorlesen. Zum Beispiel mit der eingebauten Vorlesefunktion in einem Textverarbeitungsprogramm. In MS Word ist das die Funktion «Laut vorlesen» unter «Überprüfen».
Zusammenfassende Aufgaben
Lösung